Moby :: The Very Best Of
Puschelpop, 90er-Jahre-Clubhits, Konsens-Elektronik und watteweiche Niedlichkeit. Eine pralle Werkschau abwechslungsreicher Gebrauchsmusik.
Eine wahre Geschichte: Am Tag der Niederschrift dieser Rezension betrat der Autor die Toilette einer bekannten Hotel-Kette. Auf dieser Toilette lief Musik. Musik von: Moby. Und genau hier dringen wir ins finstere Herz des Problems vor. Coolness-Pokale ließen sich mit Mobys Musik ja noch nie so recht gewinnen. Ist ja auch nicht schlimm. Wirklich nicht so toll ist allerdings zweierlei: Zum einen hat sich Moby in den letzten Jahren allzu beherzt in den lauwarmen Pool der Fachmusikanten für harmlosen Gebrauchspop voranmusiziert. Ginge ja noch. Schlimmer aber: Mit diesem harmlosen Gebrauchspop war er einfach überall: in der Werbung, als TV-Beitragsunterlage in Fernsehberichten über alles und jeden, überall, wo eigentlich nicht zwingenderweise Musik laufen muss – und eben auf Hoteltoiletten. Man könnte behaupten, es sei nicht Mobys Schuld, dass seine Musik jederzeit und überall gespielt wird. Nun – wessen Schuld denn sonst? Nachdem der in New York ansässige Post-Techno-Eklektizist mit dem letzten Album seinen künstlerischen Tiefpunkt erreicht hatte, folgt nun also die Werkschau. Und ohne dem hauptberuflich Niedlichen Böses zu wollen: Seine Musik ist nicht unbedingt in Würde gealtert, was vor allem angesichts der Tatsache ernüchtert, dass der älteste vorliegende Track gerade mal 14 Jahre alt ist. Aber versuchen wir’s doch mal positiv: „Bodyrock“ ist immer noch ein strammer Pumper vor dem Herrn und angenehmerals die meisten Erinnerungen an Fatboy Slim. Auch „Honey“ federt immer noch gut. Weiterhin gehen auch „We Are All Made Of Stars“ und „Go“ als anständige Popmusik durch. Was jedoch wirklich nervt und inzwischen äußerst betagt anmutet, sind die eher kuscheligen Einlullnummern wie „Why Does My Heart Feel So Bad“ und „Porcelain“. Das einzige neue Stück. „New York, New York“ mit Debbie Harry, ist okayer, spekulativer Pop, aber kein zwingender Kaufgrund. Bei aller technischen Raffinesse und Cleverness – gerade in ihrer Bündelung erweist sich Mobys Musik als akustischer Raumschmeichler für den reflexhaften Einsatz in Interntetcafes, Cafebars, Nichtraucherbistros und, tja, Hoteltoiletten.
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