Morrissey

I Am Not A Dog On A Chain

BMG Rights/Warner (VÖ: 20.3.)

Man mag sich nicht einmal mehr richtig aufregen über den alten weißen Mann und seine Alter-weißer-Mann-Musik.

Ja, der alte weiße Mann hat’s gerade nicht leicht. Ganz schwer hat er es, wenn er Morrissey heißt. Aber ab jetzt wird zurückgebissen, der miesgelaunte Großvater des Britpop lässt sich nicht an die Leine nehmen – das soll er wohl bedeuten, der Albumtitel I AM NOT A DOG ON A CHAIN.

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Und als wollte er seine Kritiker vorführen, hat Morrissey für sein 13. Studiowerk Texte geschrieben, die dermaßen kryptisch sind, dass man sie entweder gar nicht – oder falsch verstehen kann. „Bobby, Don’t You Think They Know?“, etwa, in dem Morrissey lustig, aber sinnbefreit vor sich hinreimt. Der Mann, der als einer der größten Poplyriker aller Zeiten gilt, singt Sachen wie „Scag shack, mexican mud, little Jo in the snow“. Immerhin röhrt im Background Motown-Legende Thelma Houston („Don’t Leave Me This Way“), die Morrissey nach den Aufnahmen praktischerweise noch bestätigt hat, dass er kein Rassist sei. Dann ist ja gut.

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Versteht man die Texte autobiografisch, liest Morrissey weiter aus Prinzip keine Zeitungen, mag keine Menschen außer sich selbst und denkt, dass früher alles besser war. Neu ist, dass sich das Lamento hin und wieder einen überraschenden musikalischen Hintergrund gesucht hat: Zu klapprigen Computerbeats erinnert sich der 60-Jährige in „Once I Saw The River Clean“, wie er mit seiner Großmutter durch die Straßen seiner Kindheit spazierte. Die versiert ins Nichts führenden Verse von „The Truth About Ruth“ sind unterlegt mit einem spinettartigen Irgendwas. Bisher konnte man sich über Morrissey immerhin noch aufregen. Nun tut er einem nur noch leid.

I AM NOT A DOG ON A CHAIN im Stream hören:

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