Naked Lunch
LIGHTS (AND A SLIGHT TASTE OF DEATH)
Tapete/Indigo (VÖ: 7.11.)
Wahnwitzige Weltumarmungs-Hymen voller Liebe und Tod.
Naked Lunch umwehte immer etwas Überbordendes, Großspuriges. Das ist auf dem ersten Album der Österreicher seit 2013 nicht anders. Oliver Welter, einziges verbleibendes Gründungsmitglied, musste sich vor LIGHTS mit einer Krebserkrankung herumschlagen, wurde außerdem noch mal Vater. Und so breitet er zum Einstieg die Arme aus, mit John-Lennon-Melodie im Kopf und Glas in der Hand: „To All And Everyone I Love“. Ein Rundumschlag Liebe mit großer Indie-Rock-Geste.
An Pathos und Überschwang mangelt es auch sonst nicht. Welter wirft sich in Flaming-Lips-hafte Glitter-Schmetter-Hymnen zwischen Weltumarmung und Wahnwitz. „If This Is the Last Song You Can Hear“ wird von einem freidrehenden Saxofon zersägt, „Go Away“ von kosmischen Lärm-Eruptionen geschüttelt. „I Saw“ hebt mit Trompete ab, um anschließend von Bratz-Gitarre, Free-Jazz-Getrommel, Space-Elektronik und Bläsern durchs All geschubst zu werden.
Dazwischen: Nick-Cave-eske Balladen und schwermütig-verstrahlte Song-Miniaturen. „Going Underground“ bietet zum Schluss noch ein zum Himmel strebendes Finale samt Klavier und Fanfaren. Liebe und Tod, Licht und Finsternis. Schön dick und manchmal ganz schön drüber. Aber immer wieder auch total schön.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.


