Neil Young :: Living With War Reprise/Warner
Neil Young ist die Zuverlässigkeit in Person. 1970 schreibt er den Song „Ohio“, ein von rostigen Gitarren flankiertes Erinnerungsschreiben an die Nation, die hilflos dabei zusieht, wie vier Studenten während einer Demonstration an der Kent State University von der Nationalgarde erschossen werden. Anfang der 80er macht Young sich für Reagan und Rüstung stark, nach den Anschlägen vom 11. September2001 zeigt er keinerlei Skrupel, die Einschränkung der Bürgerrechte zu fordern, mit greendale nimmt er sodann eine Ode an das gute, das provinzielle Amerika auf. Vor ein paar Monaten noch verliert der Veteran sich in religiöser Sentimentalität auf seinem Album prairie wind: „When God made me, was he thinking of my country or the colour of my skin“. Und jetzt: Das Leben mit dem Krieg. Aufschrei, Anklageschrift, Donnerhall der Entrüstung. „Let’s Impeach The President“ Peaches hat das im Titel ihres neuen Albums schöner gesagt, aberwahrscheinlich ganz anders gemeintl. Was meint Young mit diesem Album? “ I think it’s Metal Version of Phit Ochs and Bob Oylan.“ „Sein „Metal Folk Protest Album“ also. Wer das ernst nehmen soll? Es könnte um etwas ganz anderes als die in Blogs und Zeitungsartikeln via Young angeschobene Bush-Debatte, den Irak-Krieg und seine Folgen gehen. Die muntere Kette an vermeintlichen Unberechenbarkeiten ist ebenso der popmusikalischen Sozialisation Youngs wie dem Wirrwarr um das geschuldet, was Amerika sein könnte – ein Kunstprodukt aus Hoffnungen, Spinnereien und Politik-Konzepten. Und dem „echten“ Patriotismus, dem dieser Young so anhängt wie Springsteen und die von der Zeit überholte Koalition der Unwilligen. NeilYoung sitzt aber im Zug der Zeit. Die Songs hatte er vor Veröffentlichung des Albums als Streaming auf seine Homepage gestellt, jeden Tag kam ein neuer Songtext dazu. Die Platte ist schnell erzählt. Crazy Crazy Horse Rock, der nur nicht von Crazy Horse gespielt wurde. Aufnahme im Eilverfahren: Young IGitarre natürlichl, Cromwell IDrums], Rosas IBassl, Bray (Trompete) und, man nehme das als pathetische Anordnung, ein 100-köpfiger Chor.“.Im living with war“ singen die 101 schnellen Unwilligen, als wär’s eine Hymne auf die blauen Berge weit drauflen im Land. So rein, so schön, so seltsam. Und schwören: “ I raise my hand in peace… I take a holy vow to never kill again.“ Amerika ist groß und wunderbar und alles, was wir schon wußten und in schwachen Momenten gerne glaubten. Und doch dürstet’s einen nach diesem Amerika im super-puerilen Sound des fast steinernen Nöhlers unterm Cowboyhut. Kaum zu erklären. Ist schon was anderes als das Kommerzpüppchen Michael Moore, oder 7 Man sollte sich allerdings mit der Rettung Amerikas beeilen. Sonst hat der gebürtige Kanadier Neil Young es sich schon wieder anders überlegt.
www.neilyoung.com
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