Nils Landgren & Joe Sample – Creole Love Call

Daß die Region um New Orleans der musikalisch produktivste kulturelle SchmelztieI gel in ganz Nordamerika ist, darf als Binsenweisheit gelten. Daß zum Zeitpunkt, an dem dieses Heft erscheint, keiner weiß, was von der einzigartigen Musikkultur Louisianas in N.O. selbst fortbestehen können wird, ist eine traurige Tatsache. Daß ein schwedischer Funkposaunist und ein Jazzpianist aus Texas einige Monate, bevor die Folgen des Hurrikans Katrina die schönste Stadt am Mississippi zerstört haben, zusammen ein Album aufgenommen haben, das die kreolische Musikkultur feiert, ist vor diesem Hintergrund immerhin erfreulich. Allerdings ist das zum Teil tückisches musikalisches Terrain, auf das sich Nils Landgren und Crusaders-Gründer Joe Sample begaben: Neben Kompositionen von Sample und Landgren werden hier auch Songs von Allen Toussaint, der grauen Eminenz der N.O.-Szene, Ray Charles, Willie Nelson bis hin zu Duke Ellington neu interpretiert. Coverversionen von New-Orleans-Standards erreichen selten das intensive Aroma der Originale. Vor allem Otis Reddings „Dock of The Bay“ gilt längst als zu Tode gecovert. Diesmal geht dank robustem Groove und strammen Arrangements fast alles gut. Joe Sample (den Mahalia Jackson einmal als den „indirekt besten Gospelpianisten der Welt“ bezeichnet haben soll) ist mit seinem hart swingenden, perkussiven Spiel das Kraftzentrum dieser kleinen Tour durch Souljazz. Funk, R’n’B und New-Orleans-Brass-Stoff, an der auch Gäste wie Ray Parker Jr. und Charmaine Neville teilnehmen. Daß Landgren als Sänger in seinen Möglichkeiten durchaus beschränkt und nicht jede der Sample-Kompositionen überdurchschnittlich ist, stört kaum den Spaß an dem transatlantischen Bündnis, das sicherlich nicht so unbeschwert und unbefangen ausgefallen wäre, wenn es nach „Katrina zustandegekommen wäre.“

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