Olli Schulz

SOS – Save Olli Schulz

Trocadero/Indigo

Singer/Songwriter oder Comedian? Olli Schulz setzt sich ganz bewusst zwischen die Stühle.

Klamauk oder Tiefgang? Poesie oder Schüttelreim? Singer/Songwriter oder Comedian? Olli Schulz mag sich nicht entscheiden. Aber vielleicht liegt das daran, dass sein letztes, halbwegs stringentes Album Es brennt so schön für ihn auch nicht den Durchbruch zum Popstar gebracht hat. So setzt sich Schulz mit SOS – Save Olli Schulz nun voller Lust zwischen die Stühle. Witzige und nicht ganz so witzige Songs wechseln sich ab mit kurzen Zwischenspielen und unfertigen Skizzen wie der Rap-Karikatur „Crew“. Die langen Lieder handeln von armen Schweinen, doofen Idioten und von ganz normalen Verlierern. Von dem Großmaul, das sich durchschlägt, indem es „Aspirin als Kokain ans Touripack“ verkauft. Von dem Typen, dem einer abgeht, weil er in derselben Berliner Wohnung lebt wie Iggy Pop damals in den 70er-Jahren. Und von einer „braungebrannten Spielerfrau“, für die Claudia Effenberg Modell gestanden haben dürfte: „Du machst dich stark für den Tierschutz, warst im Playboy nackt zu seh’n und hast ganz offen geredet in jeder Talkshow dieses Landes über dein Bulimie-Problem“. Der Band fällt zwar nicht allzu viel dazu ein, und das Schlagzeug klingt manchmal wie aus dem Eimer, aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist dagegen, dass Olli Schulz problemlos auch ernsthaft und mitfühlend werden kann, und vor allem der Standpunkt: Denn nur aus der Ferne betrachtet sitzt Olli Schulz zwischen den Stühlen. Von nahe gesehen ist er ein großartiger, singender, sensibler Witzeerzähler. Und ziemlich einzigartig noch dazu.

Key Tracks: „Schrecklich schöne Welt“, „Spielerfrau“, „Der kleine Bär“