Palais Schaumburg – Palais Schaumburg

Palais Schaumburg haben sich mit ihren beiden Alternativ-Hit-Singles auf dem Hamburger ZickZack-Label und ihren bemerkenswerten Auftritten im Rahmen der Pere-Ubu-Tournee in diesem Frühjahr einen beachtlichen Ruf geschaffen – und so für ihr jetzt vorliegendes Debüt-Album einiges an Erwartungen geweckt. Die Band holte sich den Flying-Lizards-Macher David Cunningham als Produzenten ins Hamburger Hafenklang-Studio, verließ die unabhängigen Vertriebe und unterschrieb bei der Industrie. Hoffnungen allerorten also.

Und die Erwartungen werden erfüllt. Was PALAIS SCHAUMBURG zu der wohl wichtigsten Veröffentlichung der neuen deutschen Welle (puh!) macht, ist das Nebeneinander von absoluter Eigenständigkeit und vielschichtigen Einfällen. Wem DAF zu stumpf und Ideal zu platt ist, der liegt mit Palais Schaumburg gerade richtig. Alle zehn Songs der LP sind von einem ungeheuren, nervösen Drive beseelt, der einem kaum Zeit zum Luftholen läßt. Hervorragend hier das Rhythmus-Team Ralph Hartwig (Schlagzeug) und Timo Blunck (Bass). Hartwigs ohnehin schon sehr ausgefeilte unorthodoxe Spielweise wird von David Cunningham am Mischpult an vielen Stellen noch gezielt verfremdet, so daß man ein Riesenarsenal an Schlagwerkzeugern um sich zu hören glaubt. Timo Bluncks meist „naturbelassener“ Rickenbacker-Baß bildet hierzu die ideale Ergänzung. Die beiden weiteren Schaumburg-Musiker Thomas Fehlmann (Trompete, Sax, Synthi) und Holger Hiller (Gitarre, Piano, Gesang) beschränken sich meist sehr geschickt auf das Einstreuen von Melodie-Kürzeln im Stile von englischen Funk-Bands wie A Certain Ratio, welche die rhythmischen Akzente variieren, verschieben und nie langweilig werden lassen. Holger Hiller, Sänger und auch Autor fast aller Texte, ist es dann, der dem Ganzen die Krone aufsetzt. Selbst bei dem ohrwurmhaften „Wir bauen eine neue Stadt“ ist er immer noch eine Spur hektischer als die anderen. Er wirkt in diesem schrillen, rhythmischen Hexenkessel wie ein Flummiball und hat obendrein noch Texte geschrieben, die zu seinem und zum Stil der Band passen wie die Faust auf-’s Auge: sprunghaft, absurd, clownesk, doch immer mit den Füßen auf der Erde.

Wem PALAIS SCHAUMBURG beim ersten Hören zu anstrengend war, dem sei geraten, es doch noch einmal zu versuchen. Der Funke springt dann ganz plötzlich über.