Paul McCartney

I/II/III

Capitol/Universal (VÖ: 5.8.)

Allein im Studio: Pauls Solowerke zwischen Pop und Experiment.

Jene drei Alben, die McCartney 1970, 1980 und 2020 im Alleingang realisierte, erscheinen nun erstmals als Box-Set im schicken Schuber, wahlweise in schwarzem oder buntem Vinyl sowie auf CD, aber immer ergänzt um einige Foto-Drucke. Der Reihe nach: Das Debüt, einst pünktlich zum Ende der Beatles veröffentlicht, sorgte damals für eher lange Gesichter, denn seine Lo-Fi-Miniaturen aus dem Heimstudio konterkarierten die Erwartungshaltungen der seinerzeit besonders sensiblen, da trauernden Fans.

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Auch die Kritik ging mit dem vormals unter Genieverdacht stehenden Ex-Beatle hart ins Gericht und zeigte für das klanggewordene Selbstfindungszeugnis wenig Verständnis. Dabei waren „Maybe I’m Amazed“ und „Junk“ absolut feine Songs. Zehn Jahre später, nach dem Ende seiner Band Wings, bewies McCartney, dass ihn der kreative Mut zumindest nicht verlassen hatte. Was aber erstaunlicherweise auch nicht überall goutiert wurde.

Ein Dilemma!

Sagen wir es so: Hätte er sich auf bewährten Pop und Rock à la Wings beschränkt, wäre garantiert der Vorwurf laut geworden, gestrig zu sein, was anno 1980 direkt ins trübe Abklingbecken der boring old farts führen konnte. Der leicht exzentrische, von zeitgenössischem Wave inspirierte Synthesizer-Pop von II polarisierte allerdings auch, denn die Früher-war-er-besser-Fraktion bevorzugte eben klanglich traditionellere Darreichungsformen. Ein Dilemma!

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Mittlerweile gilt das Werk aber als rehabilitiert. McCartneys Lockdown-Album III demonstrierte dann 2020 die nahezu ganze Bandbreite seines Schaffens, vom semi-experimentellen „Deep Deep Feeling“ über Pub-Rock bis hin zu Folk, Kammerpop, Music Hall und der eingängigen Britpop-Hymne „Seize The Day“, die auch Beatles-Fans versöhnen kann. Was beim chronologischen Abhören ein Phänomen bestätigt: Dass Paul McCartneys Solo-Formkurve binnen 50 Jahren tatsächlich anstieg.