Peter Bursch – Peter Bursch

Mehrere, von Musiklehren teils hochgelobte Gitarrenbücher, eine Gitarrengrifftabelle und pädagogisch durchweg wertvolle LPs hat Peter Bursch solo oder mit der Bröselmaschine schon fabriziert. Dies hat ihm gelegentlich bereits den Titel „Gitarrenlehrer der Nation“ eingebracht – doch genau hier sollte man hellhörig werden: Das klingt verdammt stark nach Inge Meysel. Allzeit im formalen und inhaltlichen Bemühen um den rechten Weg besorgt, selbstlos bis hin zur Aufgabe des eigenen Ichs.

Der vorliegenden LP kann man wieder anhand einer beigelegten Broschüre alle nötigen Informationen, Griffe etc. entnehmen, geschrieben in ebenso verständlichem (!) wie alternativem Deutsch. Doch die Platte scheint mir weder Fisch noch Fleisch: Ist’s nun eine Lehr- und Lern-LP für die breite Schar der Adepten oder vielleicht doch ein persönliches Bursch-Plättchen? Bursch’s Eigenkompositionen sowie bearbeitete Songs von den Strawbs und Caravan klingen gelöst, kompetent – umgesetzt (fast) nur mit akustischer Gitarre oder Sitar. Quasi Michael Rother mit weniger Schielen auf die Hitparaden. Doch Bursch begeht drei Fehler: Erstens singt er, in deutschem Englisch und nicht gerade berauschend ausdrucksvoll. Zweitens bringt er Songs, die am Lagerfeuer hübsch sein mögen, ansonsten jedoch keinem Vergleich standhalten: „Mr. Bo Jangles* müde und „Lady Madonna“ ähnlich lehrerhaft wie schon „I Feel Fine“ im Jahre 1978. Bursch und die Beatles beißen sich offenbar. Drittens gaukelt Bursch, dessen Kenntnis über Musik von mittelalterlichen Tänzen bis zu Big Bill Broonzy über Zweifel erhaben ist, Authentizität vor: Weder stammt Bursch aus New Orleans noch aus Chicago noch aus der florentinisehen Renaissance. Warum spielt der Bursche nicht mal ein egoistisches, persönliches, von Pädagogik unbelastetes Album ein? Wie toll das klingen könnte, zeigt er hier nur in Ansätzen wie „Steig ein in meine Welt“ oder „Hello Hello“. Davon möchte ich mehr…