Phillip Glass – Heroes Symphony
Das war zu erwarten: Nachdem Philip Glass, Neutöner zwischen orchestraler Avantgarde und elektronischer Minimal Music, vor drei Jahren LOW ein klassisches Klanggewand verpaßt hat, ist nun HEROES an der Reihe. Kein allzu großes Wagnis, wie ein Blick auf die Verkaufszahlen des Vorgängers zeigt. 125 000 Einheiten sind für Grenzgänger Glass ein respektabler Erfolg. Und es gibt keinen Grund, warum das Konzept nicht auch beim zweiten Teil der Berliner Bowie/Eno-Kollaboration aus den Mittsiebzigern aufgehen sollte. Was nichts daran ändert, daß der geneigte Hörer einige Zeit braucht, ehe er sich in dem Glass-Haus zurechtfindet. Gewöhnungsbedürftig sind vor allem jene Stücke, die auf dem Originalalbum songorientiert angelegt waren, wie das völlig umgekrempelte ‚Heroes‘ oder ‚Songs Of The Silent Age‘, das in romantisierendem Schönklang zu versanden droht, während es bei Bowie noch wie ein narkotisches Manifest aus der (damaligen) Frontstadt klang. Bei ‚Sense Of Doubt‘ oder ‚Neukölln‘ aber, denen Bowie und Eno vor 20 Jahren via Synthesizer bereits so etwas wie sinfonische Strukturen gaben, kommt Glass dem ursprünglichen Ambientcharakter dieser Musik relativ nahe. Daß das American Composers Orchestra ein versierter Klangkörper ist, ist unbestritten, daß Glass viel zu feinsinnig für tumbes „Rock-Meets-Classic“-Gemetzel ist, ebenso. Doch die Frage bleibt: eine inspirierte Neuinterpretation, die verborgene Ecken eines Klassikers ausleuchtet, oder das Rondo Veneziano für Hipster? In jedem Fall ein Werk, das einen ratlos zurückläßt. Sperrig, spannend, spinnert – und garantiert spaßfrei.
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