Phoebe Snow – Against The Grain

Phoebe Snow s Album Numero fünf ist ein typisches Beispiel für eine Platte, an der man sich als Chronist die Zähne ausbeißen kann. Denn wie die vorangegangenen Platten ist „Against The Grain“ zwar gut, gibt aber musikalisch nichts Neues her.

Phoebe’s musikalische Biographie beginnt in New Jersey, an der Ostküste der USA, wo sie sich früh für den Folk-Blues von Leadbelly und Anverwandten interessierte. Und Blues als Grundlage für eine musikalische Entwicklung ist ja immer gut. Zum Blues kamen später noch Rhytlun und eine Verquickung von Folk und Soul hinzu, so daß Phoebe Snow’s Musik heute eher eine Mischung aus verschiedenen Stilformen ist; eine Mischung, die aber ihre eigene Handschrift trägt. Ihre Songs sind keine banalen Rhythm & Blues-Funky-Nummern, sondern weisen geschickte Arrangements und Kompositionsarbeit auf. Einige Songs tendieren schon fast zur Easy Listening-Seite, andere wiederum sind so anspruchsvoll, daß man Phoebe gleichermaßen als Hitparadensängerin (in den USA zumindest) wie Lieferantin von Liedern mit hohem Niveau einstufen kann.

Nicht ganz unschuldig dürlte dabei Produzent Phil Ramone sein, den die New Yorker Liedermacher-Garde als ihren Ziehvater ansieht. Paul Simon. Billy Joel und wie sie alle heißen, haben schon mit ihm produziert. Und dieser Ramone schafft es immer wieder, nur die besten Musiker zu verpflichten. Namentlich sind das hier alte Hasen wie Keyboardmann Barry Beckett, sowie die Gitarristen Hugh McC’racken. Jeff Mironov und Steve Kahn. Außerdem der Perkussionist Ralph McDonald, Mike Brecker am Saxophon und der Bassist Will Lee.

Die interessantesten Stücke auf „Against The Grain“ sind Paul McCartneys,,Every Night“, dem Phoebe ganz neue Aspekte abgewinnt, und Patti Austins „In My Life“, das in seiner liebenswürdigen Schlichtheit womöglich das stärkste Stück auf der Platte ist. Der Rest – zum großen Teil aus Phoebe’s eigener Schreibe ist zwar sehr gut, aber nicht aufsehenerregend.