Recoil – Selected :: VÖ: 16.4.
14 Jahre lang war Alan Wilder bei Depeche Mode, vor anderthalb Jahrzehnten hat er die Band verlassen. Mit dem als Seitenprojekt gestarteten Recoil benutzte Wilder zwar dasselbe Instrumentarium, fand aber ganz andere Strukturen und Stimmungen als Depeche Mode. Obwohl Stücke von den beiden ersten, wesentlich radikaleren Recoil-Alben fehlen, merkt man auf der von Alan Wilder selbst zusammengestellten und noch einmal neu abgemischten Werkschau SELECTED deutlich: Wilders Idee von Synthesizer-gestützter Musik ist nicht modisch melancholisch, sondern entschieden düsterer. Vor allem aber fehlt den Stücken fast durchgehend der Wille zum Pop. Recoil verzichten auf die große, ausladende Melodie, die auch in einem ausverkauften Stadion funktionieren würde. Lieber baut Alan Wilder Atmosphären, stimmungsvolle Klanglandschaften, in denen auch Platz bleibt für den einen oder anderen Ausflug ins Atonale. Damals, in den späten 80er Jahren, aus denen die ältesten Stücke stammen, hätte man das wohl Avantgarde genannt. Heute hört man immer noch erstaunt, wie geschickt Alan Wilder einen knisternden Trip-Hop-Beat mit verwehter Soulstimme zum fröhlich voranmarschierenden Handclapping-Rhythmus mit Gospelchor-Einlage mutieren lässt. Es war für alle Beteiligten wahrscheinlich ganz gut, dass Alan Wilder nicht mehr bei Depeche Mode ist.
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