Rita Marley – Who Feels It Knows It

„I’m the daughter ol Zian“ (Rita Marley: „That’s The Way)

„Don’t give up, pray for strength now“(Judy Mowatt: „Black Woman“).

Fast gleichzeitig wurden diese beiden Solo-Alben der beiden IThrees Rita Marley und Judy Mowatt hier auf dem deutschen Markt veröffentlicht. Judys BLACK WOMAN übrigens mit monatelanger Verspätung. Die dritte aus dem Bob Marley-Chor, Marcia Griffin, hatte zwar schon vor mehr als zehn Jahren außerhalb Jamaikas Singles veröffentlicht (die bekannteste: „Young Gifted And Black“, Bob & Marcia), von einem vergleichbaren, hier veröffentlichten Album ist mir jedoch nichts bekannt.

Sowohl Rita Marley als auch Judy Mowatt widmeten ihre Solo-LPs einer optimistischen Hingabe an die Religion der Rastafari, den biblischen Gleichnissen, der Verkündung, dem God Of Israel, Jah. Wo ihre männlichen Lebensgefährten und Glaubensbrüder die relativ junge Religion mit sozialen und politischen Forderungen eng verknüpfen, konzentrieren sich beide Frauen auf die rein spirituelle Form und lösen sich ebenfalls aus dem oft doch recht monotonen und vor allem auch sparsamen Roots Regga-Arrangement. So gibt es auf beiden LPs höchst stimmungsvolle Balladen, die aus einer eigenartigen Mischung von Reggae, Soul, Gospel-ähnlichen Anklängen und karibischen prä-Reggae-Elementen gewachsen sind. Im Genre ähneln sich diese beiden LPs stark, zumal Rita wie auch Judy ihre Lieder in faszinierender Klarheit in der Tradition kirchlicher chants, oft auch kleiner Psalmen vortragen – nur tut es jede auf ihre Art. Rita Marley besitzt die feiner, eine fast kindliche Stimme. Sie wirkt verspielter; an einigen Stellen nahezu kokett wenn sie mit sanfter Verklärung religiöse Erbauung vermittelt. Sie tut dies übrigens in der Art des überwältigten Kindes, das sich in einer wunderbaren Welt verliert und uns die Hände entgegenstreckt, um uns nachzuholen. Diese sanft bezwingende Ausstrahlung paart sich mit einer intuitiven Musikalität, für die zwischen Reggae, Soul, Swing und Jazz keinerlei Barrieren zu existieren scheinen.

Judy Mowatt besitzt den tieferen Ausdruck, kann auch mehr eigene Titel präsentieren. Sie bestaunt nicht, sie verkündet und zwar mit einer Stimme, deren herbe Sanftheit bis in den schärferen, aggressiveren Soulbereich ausschlagen kann. Wo Rita sich Bob Marley’s „I’m Still Waiting“ auswählte, um dies als soulige Liebesballade zu interpretieren, präsentiert Judy des Meisters „Concrete Jungle“ erdig und dynamisch. Übrigens schrieb sie ihre eigene Hymne an die Brude Vater-Figur Bob Marley: „Joseph“, ein beeindruckendes Zeugnis einer für unsere Mentalität schwer zu begreifenden Hingabe, ja fast Anbetung: „Joseph .. . you sang for me and my soul was blessed“

„Den Titelsong ihrer LP, „Black Woman“ widmete Judy Mowatt den biblischen Frauen wie Rachel oder Mana, in deren Tradition die gläubigen Rastafari-Frauen ihre Rolle im Leben begreifen und zwar mit offensichtlichem Selbstverständnis und Stolz. Denn ihre biblischen Vorbilder besaßen Stärke oder hatten entscheidende Aufgaben zu meistern.

Es sind nicht unbedingt die Wahrheiten unserer hiesigen Gesellschaftsstruktur, die da auf zwei im ursprünglichen Sinne schönen Alben vermittelt werden. Aber es stimmt friedlich, wenn sie so befreit und unschuldig angeboten werden. Speziell von Frauen, die von unserer gesellschaftlichen Perspektive aus betrachtet als benachteiligt gelten.