Roddy Frame – Surf
Wäre Roddy Frame ein Gärtner, würde er überall Schilder aufstellen lassen. „Please walk on the grass“, stünde dann darauf zu lesen, oder auch: „Betreten unbedingt erwünscht.“ Weil Roddy Frame es schwer mit der Natur hat, weil er ein freundlicher Mensch ist und gerne möchte, dass es möglichst vielen möglichst gutgeht. Nun ist es aber de facto nicht so, dass Roddy Frame mit Spaten und Harke durch die Gegend spaziert; ältere Hasen wissen es, den jungen Spatzen sei es noch einmal gesagt: Roddy Frame ist der Mann, dem mit 17 die Sache mit Aztec Camera passiert ist. Die sollten eigentlich eine Band sein, waren aber immer ein Ein-Mann-Projekt. Roddy schrieb die Songs, klampfte schonungslos romantische Lieder und schenkte der Welt Pop-Hymnen wie „Backwards And Forwards“. Was die Welt nicht sonderlich interessierte: Nur die Kritiker hatten Roddy konsequent lieb. Und daran wird sich aller Voraussicht nach auch mit SURF, seinem zweiten Soloalbum nach dem ’98er THE NORTH STAR, nichts ändern. Denn Roddy bleibt sich treu: Mit 38 Jahren ist er immer noch der große Junge mit akustischer Gitarre, um den herum die Welt nicht so eingerichtet ist, wie er sie gerne hätte. Die elf Songs von SURF sind hoffnungslos harmonieverliebt und voll sanfter Melodien, die Texte von Natur und Beziehungsstress durchdrungen. Der Winter so kalt, der Himmel so wolkenverhangen, die Liebste so was von endgültig weg. „Are the trees turning red where you are today?“, singt Roddy Frame in „Over You“, und ahnt, dass es irgendwie weitergehen muss: „And make myself understand that I’ve gotta get over you.“ Da möchte man in den nächsten Supermarkt spurten, eine Klinikpackung Marzipan kaufen und wieder nach Hause rennen. Denn da wartet Roddy, der wieder keine Melodien für Millionen geschrieben hat. Aber mit SURF ein Album, das Melancholie in all ihren Aggregatszuständen mit reichlich neuem Inhalt füttert.
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