Rufus Wainwright :: All Days Are Nights: Songs For Lulu

Dort, wo der Liebling des Queer Pop mit kuscheligen Kissen um sich wirft und den Eyeliner dick aufträgt, steht nun eine harte Bank.

Rufus Wainwright sitzt nämlich alleine am Klavier. Vergangenes Jahr arbeitete der Großmeister des Tuntenbarock als Komponist mit dem amerikanischen Theaterautoren Robert Wilson am Berliner Ensemble an der Aufführung der „Shakespeares Sonette“. Daraus fanden drei Lieder den Weg auf ALL DAYS ARE NIGHTS: SONGS FOR LULU. Ein weiteres stammt aus Rufus Wainwrights eigenem Bühnenstück „Prima Donna“.Überschattet aber wurde die Entstehung dieses Albums vom Tod seiner Mutter Kate McGarrigle. Kurz vor ihrem 64. Geburtstag verstarb die kanadische Folksängerin am 18. Januar an Krebs. Ab seinem dritten Geburtstag wuchs Rufus bei ihr auf, nachdem Vater Loudon die Familie verließ. Noch einige Wochen vor ihrem Tod gab sie mit Rufus und ihrer Tochter Martha ein letztes Konzert in der Londoner Royal Albert Hall. Trauer durchzieht also unweigerlich ALL DAYS ARE NIGHTS, auf dem es nur Wainwright und das Piano gibt. Weg ist all dieser erdrückende Bombast, der klangliche Klunkerkram, Plüsch und schwelgerische Pomp. Ohne Drama und Pathos kann Wainwright natürlich nicht, dafür sorgt schon sein von Gefühlswallungen geprägter Gesang, der diesen karg arrangierten Liedern ihren starken Charakter gibt. Bemerkenswert: Im Song „Martha“ fleht Rufus seine Schwester um Rückruf an, da die Mutter im Sterben liegt und ganz nebenbei reicht er dem so lange verhassten Vater die Hand.