Sarah And Julian

Birthmarks

PIAS/Rough Trade

Folk-Pop für den Winter im Wohnzimmer. Aufregung schreibt man anders.

Dem Leberfleck hat sein bislang größtes popkulturelles Denkmal Thomas Gottschalk errichtet. Vor 33 Jahren antwortete er als Tommy Jürgensen in der phänomenal erfolgreichen Filmklamotte „Die Supernasen“ auf die Frage nach einem Pigmentnävus auf seiner Brust: „Das ist ein Muttermal. Das hatte meine Mutter mal.“ Seitdem: lange kein Statement aus der Welt der Künste und des Entertainments mehr zum Wimmerl, obwohl ja jeder mindestens eins hat.

Das zu ändern, ist ein Geschwisterpaar aus Aschaffenburg, mittlerweile in Hamburg ansässig, angetreten: Sarah & Julian Muldoon haben ihr Debütalbum nach Leberflecken benannt. Einer dieser Birth­marks thront über Sarahs Oberlippe auf dem Cover. Vielen vielleicht schon aus Vorprogrammen von Künstlern wie Tocotronic, Enno Bunger, Gisbert zu Knyphausen und I Am Kloot bekannt, gewann das Duo für seinen Folkpop 2015 den Hamburger „Krach + Getöse“-Musikerpreis.

Ihr Vater, kalifornischer Folkmusiker, hat seinen Kindern die Musik in die Wiege gelegt, erste Songs entstanden in seinem Homestudio. Ihre Instrumente – vorrangig Gitarre und Keyboard – beherrschen die beiden. Auch, wie man einen eingängigen Song auf- und Harmonien drum herumbaut, wissen sie. Doch leider bekommt man diesen winterlichen Kuschelsound sowieso seit Jahren ins Haus, wenn man an einem Sonntag das Indie-Radio einschaltet.

So haftet BIRTHMARKS, bei allem Sachverstand, etwas Beliebigkeit an. Dazu spielt sich alles im kommoden Midtempo-Bereich ab – selbst den etwas aufgekratzteren, Richtung Arcade Fire schielenden Stücken „Slow“ und „Falling“ wird nicht der Zug gewährt, den sie verlangen. Beim nächsten Album dürfen sich Sarah And Julian also gerne mehr trauen: Let’s put the Mut in Muttermal!