Schroeder Roadshow – Wir Lieben Das Land
Als die Kölner Lokalmatadore BAP vom alternativen Eigelstein-Vertrieb zum Musikant-Label des Industrieriesen EMI wechselten, schrie die Szene einmal mehr laut Verrat. Ein Artikel in der Kölner Stadtrevue kulminierte in der Feststellung: „Da lob‘ ich mir doch die Schroeders!“ Nun – auch die Schroeders sind, nach Jahren der Kooperation mit Trikont und einem Jahr kreativer Schöpfungspause, bei der Industrie gelandet, denn: „Idealismus hört da auf, wo du nix mehr zum Frühstücken hast.“ Musikalisch und textlich ist alles beim Alten geblieben. Immer noch stark der Tradition verbunden, spielen sie ihren Rhythm & Blues-betonten Rock: schmutzig, kantig, ungeniert. Und auch ihre Texte haben nichts von ihrer Rotzigkeit verloren: politisch, provozierend, kämpferisch, aber im gleichen Maße auch ironisch, komisch und human. Ein Problem bleibt im Hinblick auf breitere Käuferschichten, die ja erreicht werden sollen: Manches klingt einen Tick zu absolut und pauschal, Mißverständnisse und Fehlinterpretationen sind nicht auszuschließen. Das aber ist ein kalkuliertes Risiko bei einem bunt zusammengewürfelten Haufen, der nicht gewaltsam auf einen gleichen Nenner reduziert wurde. Deshalb ist die Frage auch müßig, ob die Roadshow, wäre sie nicht urplötzlich für Monate in ,Urlaub‘ gegangen, heute dastehen könnte, wo BAP steht Ohne Zweifel hätten die Schroeders ähnliche Umsätze verdient. Nur: BAP’s Kommerzialität hegt in ihrer menschlichen Einheit, ihrem braven (fast biederen) Image und der positiven Ausstrahlung eines Wolfgang Niedecken begründet. Und die Größe der Schroeders resultiert auch aus den Widersprüchlichkeiten, die durch ihre Gruppenchemie provoziert wird.
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