Sepultura – The Roots of Sepultura

Neben den hard-gesottenen Jungs von Sepultura (portugiesisch: Grab) wirkt die Kapelle Manowar wie von der Bahnhofsmission erdacht. Die durchschlagend mit Lemmy Kilmister- und Tony Iommi-Kraftfutter gemästeten Hard-Liner aus Belo Horizonte in Brasilien gelten in ihrer Branche als musikalisch grimmigste, impulsivste und am wenigsten berechenbare Band. Ihr einst dürftiger und nur auf Aggresivität und schlechte Laune basierender knochenharter Slum-Rock wandelte sich mit den Jahren zu Punk-legiertem Kryptonit-Metal jenseits des Siedepunktes. THE ROOTS OF SEPULTURA – nicht zu verwechseln mit dem aktuellen Studio-Album Roots (veröffentlicht im Februar) – ist eine Special-Edition-Doppel-CD von exemplarischem Dokumentarwert. Auf der ersten Hälfte wird Best-of- und Demo-Stoff mit Alternativ- und unveröffentlichten Songs kompiliert. Ungepanschte Highspeedorgasmen, hektische Drums und untadelige Gitarrensoli auf stählernem Riff-Fundament kontrastieren kräftig zu, äh, Balladen von der Erhabenheit eines Terminators in Anwaltsrobe (‚Desperate Cry‘, ‚Regnum Irae‘) und mustergültigem Punk-Ethos (‚Drug Me‘, gecovert von den Dead Kennedys). Doch schonungslos entfalten sich des Knallplätzchengurglers Max Calaveras‘ unverwechselbare Stimmübungen erst auf der – nicht mehr ganz taufrischen – schwerstmetallenen Live-Hälfte des Albums. In Anbetracht dieser magmatischen und potenzprallen Soundmaterie (‚Mass Hypnosis‘, ‚Escape To The Void‘) müssen Headbanger-Reputationen und das Mysterium der blutenden Trommelfelle wohl oder übel neu definiert werden. Adrenalin literweise und Energieschübe im Roten Bereich satt.