Silkworm – Even A Blind Chicken Finds A Kernel Of Corn Now And Then

Es gibt wahrscheinlich nicht viele Silkworm-Fans auf dieser Erde, aber die wenigen, die es gibt, die haben es in sich. Wie etwa „dieser Typ in Berlin“- schreibt Sänger Tim Midget in den Linernotes dieses Albums – der L’AJRE, das Debütalbum des Quartetts aus Seattle, „fünf Jahre jeden Morgen spielte“, bis er 1995 DEVELOPER, das fünfte Album der mittlerweile zum Trio geschrumpften Formation, entdeckte. Damit ist der Berliner Fan einer äußert exklusiven Morgenbeschäftigung nachgegangen, denn L’AJRE erschien seinerzeit auf dem bandeigenen Temporary Freedom-Label in einer Winz-Auflage und ist heute nur unter abenteuerlichen Umständen aufzutreiben. Dieses Trauerspiel konnten die Band und das Label Matador nicht länger mitanschauen und holten die verstaubten Masterbänder aus dem Keller. Und wenn schon in den Archiven wühlen, dann richtig. So wurden aus ursprünglich acht Stücken 26, darunter alte Singles, Compilation-Beiträge, Coverversionen und all das Zeug, wonach Fans sich in den einschlägigen Mailorderkatalogen die Finger wundblättern. Waren auf den ersten Aufnahmen noch eindeutige Wave- und U2-Einflüsse zu hören, so haben Silkworm im Lauf der Zeit ihre eigene Nische irgendwo im Niemandsland zwischen Depro-Pop und Postpunk gefunden. Wenn das Frühmaterial zeitweise auch eher Schaudern macht, so ist es doch spannend, die Entwicklung der Band mit all ihren Aussetzern mitzuverfolgen.