Sizzla – Life

Sizzla wuchtete sich noch als Teenager mit löwenhaftem Gebrüll ins Bewusstsein des Ragga-Publikums. Von seinen Fans wird er als aufrechter Kämpfer gegen babylonische Unterdrückung und moralischen Zerfall gefeiert. Er hat aber auch überzeugte Anti-Fans. Gerade etwa ist ihm das Visum für eine Großbritannien-Tournee verweigert worden – manche seiner Lieder würden zur Gewalttätigkeit gegen Schwule aufrufen, befand die Obrigkeit. In der Tat boten selbst Alben, die heute als Klassiker des Neo-Rastatums gelten – BLACK woman and child von 1997 etwa – keineswegs Musik für sanfte Seelen: Wenn Sizzla richtig loslegte, war es schwierig, in seinem heiseren Röhren noch Melodik zu hören. Ganz zu schweigen davon, dass seine Texte einem weißen, nicht homophob oder gar rastafarisch denkenden Europäer manchmal das Grausen beibringen konnten. Heute ist Sizzla 27 Jahre alt, aber er nimmt Leben und Musik nun doc hein bisschen gelassener. Unterdessen hat er sich sein eigenes Studio eingerichtet, wo er als sein eigener Produzent auftritt. Angeblich ist für die Aufnahmen von LIFE eine Live-Band verwendet worden. Stücke wie „Mortal Man“ (mit einem ausgezeichneten Einsatz von Thriller U und einem düsteren Riddim], „Haven’t I Told You“ und das fast schon jazziqe „Jah Works‘ zeigen Sizzla von seiner innovativsten Seite. Die Aufmerksamkeit beginnt zu schwinden bei den Stücken, bei denen die „Message“ wichtiger zu sein scheint als die Musik. Und wenn Sizzla seinen Falsettgesang einsetzt („Ain’t That Nice“, „When Nature Calls“), wäre man echt lieber beim Zahnarzt.

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