Smog – The Doctor Came At Dawn

Zwei stoisch gezupfte, brüchige Zeitlupen-Akkorde auf der akustischen Gitarre stehen im Raum, der verwahrlostes Theater, verfallener Ballsaal oder besser gleich ein ferner Planet sein will. Eine von jeher illusionsfreie Stimme reißt tiefe Wunden in den Song, den ein einsames Cello, dann ein paar Streicher mehr verzweifelt zusammenzuhalten versuchen. Das Pianomotiv gilt als romantisch, doch es holpert. Das ist ‚You Moved In‘, das Stück am Anfang von THE DOCTOR CAME AT DAWN: Die Musik eines Genies mit einsamer Blockhütten-Biographie ohne Nebenrollen – auf Tapes, die aus dem Kellergeschoß kommen, flugs durch die ansonsten verschlossene Tür des Kommunikationsversagers Bill Callahan gereicht. Zwischenzeitlich nimmt ihn sogar das Selbstvertrauen hin und wieder an der Hand und zerrt den anfangs widerwilligen Callahan auf Clubbühnen, wo er sensiblen Menschen seine kargen, tieftrüben Oden vorträgt, bis diese die Köpfe schief legen und Klöße im Hals wegschlucken. Wer mag, darf aus THE DOCTOR… im Vergleich zum bisherigen Gesamtwerk eine weitere kleine Annäherung an die Restzivilisation, zudem größeren Facettenreichtum und vielseitigere Arrangements lesen. Doch das sind Parameter, wie sie eben nur im Smog-Universum taugen. Wiederholte Vergleiche zwischen Bill Gallahan und dem Folk-Existenzialisten Nick Drake machen da genauso wenig Sinn wie dieser:

Das Album klingt, als hätten zu den Aufnahmesessions von Echo & The Bunnymens OCEAN RAIN Ian McCulloch die gesamte Band und das halbe Orchester sitzen lassen. Und er hat dann doch noch das Beste daraus gemacht.