Soul Asylum – Candy From A Stranger

Schwer werden sie’s haben, Dave Pirner und Co., mit diesem neuen Album noch mal so richtig abzusahnen. Nachdem der Vierer aus Minneapolis zehn Jahre auf seinen Hit „Runaway Train“ und den damit verbundenen Durchbruch 1992 warten mußte, verpuffte dieser Mega-Erfolg bereits mit dem nächsten Album LET YOUR DIM LIGHT SHINE, das wie Blei in den Regalen liegenblieb. Kein Wunder, denn mit diesem Werk war aus den einstigen Punk-Epigonen eine glattgebügelte Mainstream-Truppe geworden. Das konnte natürlich nicht funktionieren. Und da Pirner kein Dummkopf ist, hat er seiner Mannschaft nun einen erneuten Kurswechsel verordnet. Pirnerns Privatleben war diesmal eine unerschöpfliche Fundgrube für jede Menge anregender Inspiration, schließlich wurde er von Super-Girlie Winona Ryder verlassen und suhlte sich daraufhin monatelang in Selbstmitleid. Gottseidank ist der Mann den Mühlen der Selbstzerfleischung entkommen, denn ein Klasse-Texter und Komponist war er schließlich schon immer. Die elf Stücke auf CANDY FROM A STRANGER sind mal melancholisch, mal leichtfüßig – schwere Punk- oder Heavy-Geschütze werden hier nicht aufgefahren, nur ganz selten rumpelt eine Gitarre oder kracht ein Schlagzeug. Macht aber gar nichts, denn so wird aus dem Album schon jetzt die Scheibe, die das Ende des Sommers ahnen und dessen Bittersüße schmecken läßt. Bei soviel Sensibilität dürfte wohl auch Winona ein paar stille Tränen auf den Ex vergießen.