Speed

Man kann eine Menge lernen in diesem Film. Erstens: Zu einem guten Action-Streifen gehört nicht unbedingt, daß Hochhäuser in die Luft fliegen und die Bewohner einer Kleinstadt pittoresk ihr Leben lassen. Manchmal reicht es auch, eine gute, einfach vermittelbare Idee zu haben: Der kriminelle Psychopath Howard Payne (Dennis Hopper) wird von Supercop Jack Traven (Keanu Reeves) bei einer Geiselnahme gestört und in die Flucht geschlagen. Payne schwört Rache: Er hat ein propperes Sprengstoffpaket an einen Linienbus geklemmt, der sich durch den Verkehr in L.A. wühlt. Das Gemeine daran ist der Mechanismus darin:

Fährt der Bus über 50 Meilen schnell, wird die Bombe scharfgemacht. Fällt das Nahverkehrsmittel wieder unter die magischen 50 Meilen zurück, wird der Zünder ausgelöst. )ack Traven wird von diesem üblen Spiel informiert und schwingt sich in den Bus, um das Schlimmste zu verhüten. Da befindet sich das Gefährt schon oberhalb der 50 Meilen-Grenze und muß nun versuchen, inmitten der üblichen L.A.-Staus, den Straßensperren und 180-Grad-Kurven nicht langsamer zu werden. Eine spannende Angelegenheit, nicht zuletzt dank der rasanten Regie Jan de Bonts, der seinen Film offenbar als Achterbahnfahrt geplant hat. Womit wir schon bei Punkt zwei der lernenswerten Dinge in diesem Film wären: Gute Kameramänner sind offenbar die besseren Action-Regisseure. In ‚Die Hard‘, ‚Black Rain‘ und ‚Basic tnstinct‘ führte Jan de Bont die Kamera hochrangiger Regisseure, doch sein eigener Film ist wesentlich effektiver und rasanter. Außerdem war de Bont so großzügig, seinen Protagonisten nicht nur Tempo, sondern auch Persönlichkeit mit auf den Highway zu geben. Und das ist schon wieder etwas, das ‚Speed‘ aufweist: Action ohne Seele und lebendige Charaktere verkümmert zum reinen Schauwert, den man ohne rechte Anteilnahme abhakt. ‚Speed‘ aber ist eine mentale Tortur, weil man die Motive des irren Dennis Hopper und des alerten Keanu Reeves so wunderbar nachvollziehen kann. Daß ‚Speed‘ einer der Höhepunkte der Filmsaison wird, hat allerdings rein gar nichts mit der Schauspielkunst Reeves 1 zu tun. Der sympathische Keanu sieht zwar göttlich aus, als Schauspieler aber verfügt er über ganze zwei markante Gesichtsausdrücke, inklusive einem knorrigen Kiefermahlen, das wohl Zorn und Wut ausdrücken soll.