Spiritualized

Sweet Heart Sweet Light

Double Six/Domino/Good ToGo VÖ: 13.4.

Jason Pierce sucht in den heiligen Hallen des Barock-Rock nach der wichtigsten Sache der Welt – oder nach seinem Seelenheil.

Nennen wir es Reifeprüfung. Nicht erst seit diesem Album hat sich der Mann, der als J. Spaceman in den 80er-Jahren zu Underground-Ruhm gelangte, der Suche nach einer spirituellen Musik verschrieben, die nur noch marginal an den Zwei-Akkorde-Rausch seiner früheren Band Spacemen 3 erinnert. Spiritualized ist die Geschichte einer fortlaufenden Entfernung aus den musikalischen Vorgaben und Referenz­systemen, mit dem aktuellen Album Sweet Heart Sweet Light zeitigt diese Entwicklung stellenweise barocke Ergebnisse.

Jason Pierce hat die Arbeit an dieser Platte zur „wichtigsten Sache der Welt“ erklärt, die zehn neuen Songs sind in den vergangenen zwei Jahren in Wales, Los Angeles und Reykjavik entstanden und wurden in Heimarbeit gemischt. Sie stehen den mittleren Tindersticks wahrscheinlich näher als den meisten Produktionen, die unter dem Namen Spiritualized bisher veröffentlicht wurden. Mittig zwischen Psych-Folk und Rock angesiedelt, sehr erwachsen und ausformuliert, mit den leuchtendsten Gospelchören und wärmsten Streichergruppen ausgepolstert, die man hat auftreiben können und dann doch wieder wie nix hingelegt, genuschelt, gegroovt, aus dem Feedback geboren, so hört’s sich manchmal an. Jason Pierce singt diese Lieder, als säße er gerade noch in der Badewanne, der Kopf dreht sich aber schon in kontemplativen Sphären, der Künstler rettet gerade wieder seine Seele („Life Is A Problem“). Die wichtigste Sache der Welt, das wussten wir auch schon vor Jason Pierce, ist übrigens der Song, der dich für drei Minuten an den Ort nimmt, den du nicht mal träumen konntest. Bei Jason Pierce werden eben vor lauter Emphase aus drei schon mal fünf oder acht Minuten. Key Tracks: „Little Girl“, „Headin’ For The Top Now“