Stan Getz – Cool Velvet

Großorchestrierter Jazz ist fast so alt wie das Genre selbst. Ausführlich entwickelt in den zwanziger und dreißiger Jahren, findet diese Spielart bis auf den heutigen Tag ihre Nachahmer. Mit dem Aufkommen des Cool Jazz in den Fünfzigern erlebte der verträumte Stil — als Late-Night-Berieselung von zahlreichen Radiosendern immer wieder gerne eingesetzt — parallel eine erste Renaissance. Jazz-Kultfigur und Tenorsaxophonist Stan Getz spielte im März 1960 in Baden-Baden unter der Leitung von Russ Garcia die zehn Titel für das Album COOL VELVET ein, darunter die mittlerweile zu Genre-Klassikern avancierten ‚The Thrill Is Gone‘ und ‚Round Midnight‘. Etwas anders konzipiert ist hingegen das auf den gleichen Silberling gepackte ’66er-Werk VOICES: Statt üppiger Strings bekommt man eine spartanisch klingende siebenköpfige Bar-Combo (der unter anderem auch der damals noch wenig bekannte Pianist Herbie Hancock angehörte) mit sphärischem Chorgesang serviert. Der musikalische Nenner bleibt bei den beiden Werken indes gleich: Easy Listening für gehobene Ansprüche — nicht mehr, aber auch nicht weniger.