Steamhammer – Junior’s Wailing

Steamhammer zählten um 1969/70 zu den beliebtesten Gästen bei europäischen Open-Air- und Free-Festivals. Das Quintett aus dem englischen Worthing saß jedoch stilistisch zwischen allen Stühlen. Das harmonische Konzept aus Blues, Rock und Folk schindete im auslaufenden Brit-Blues-Boom bei der hippen Londoner Musikpresse keinerlei Eindruck. Neuen Trends stand die Mannschaft um Gitarrist Martin Pugh und Vokalist Kieran White, zu der zeitweilig auch das spätere Jefferson Airplane- bzw. Starship-Mitglied Pete Sears zählte, stets kritisch gegenüber. Auf dem Kontinent, speziell in Deutschland, verzeichnete der live mitunter hart drauflos dreschende Dampfhammer seine größten Erfolge und spielte öfters im progressiv renovierten „Beat Club“ von Radio Bremen. Alben wie STEAMHAMMER (1969) und MOUNTAINS (1969) verkauften sich gut. Mit der letzten Platte kam dann doch noch die stilistische Wende: Semi-klassische Kompositionen kennzeichneten das exklusiv auf dem deutschen Brain-Label erschienene SPEECH (1972). Das Schicksal der Band war jedoch endgültig besiegelt, als Drummer Mick Bradley im gleichen Jahr an undiagnostizierter Leukämie verstarb. Mit 16 essentiellen Tracks, von Grobschnitts Eroc soundtechnisch aufbereitet und remastert, zollt Repertoire Records dem ewigen Geheimtipp Tribut. Neben formidablen Auszügen aus den erwähnten Alben enthält der hervorragend kompilierte Sampler auch seltene Single-Versionen („Autumn Song“,“Mountains“) und den größten Hit Junior’s Wailing“ gleich in zwei Versionen. Den „klauten“ sich einst Status Quo, die mit Steamhammer häufig auf Festivals zusammentrafen, zunächst für ihr Bühnen-Repertoire, um dann mit dem 12taktigen Boogie-Schema des Songs ihren Sound für die kommenden Erfolgsjahre festzulegen.