Sternhagel – Sternhagel Kommt
Eigentlich sollte ich diese Platte überhaupt nicht erwähnen. Aber schließlich sind die Kritiken hier auch sowas wie ein Käufer-Warn-Service und schon deshalb einige Worte zu Sternhagel aus Düsseldorf. Mag ja sein, daß er in Düsseldorf Lokalmatador des Monats wurde, obwohl ihm da zehn andere ganz locker das Wasser reichen könnten; mag ja auch sein, daß er vor knapp zwei Jahren zwei gute Ideen hatte: einmal „Vielleicht bin ich ein Punk?“ und „Hauruck (ich liebe dich)“. „Hauruck hat sogar Ohrwurmqualitäten, aber das Album STERNHAGEL KOMMT ist einfach nur doof.
Erstes Indiz vor der Hörprobe ist die Kontaktadresse in Berlin: Fabrik Rakete. Sämtliche Produktionen aus diesem Dunstkreis sind und waren Neuauflagen der peinlichen Krautrockära. Zweites Indiz: Der Produzent Herwig Mitteregger, der bekanntlich bei Splitt spielt, die bekanntlich zu Rakete gehören, aus deren Dunstkreis … siehe oben.
Nach der Hörprobe sind die Vorurteile bestätigt. Konventioneller Deutschrock, konventionelle Produktion, konventionelle Texte. Selbst die zwei Perlen von damals, beide auf dem Album vertreten, wirken heute arg daneben und es wird klar, daß sie nur damals in der Düster-Depro-Zeit witzig wirken konnten. Sternhagel reiht sich ein in die lange schlimme Schlange der Spider Murphy Gangs, UKW’s, Hubert Kahs und wie sie sonst noch heißen. Unwitzige, deutsch gesungene Liedchen in bester Lindenberg-Tradition. Das ist nicht mehr originell, die musikalischen Ideen hat es vorher schon hunderttausendfach gegeben. Daß jetzt deutsch gesungen wird, ändert noch lange nichts an der Qualität im positiven Sinne. Eher geht es bergab. Da ist es schon bezeichnend, daß der wirklich beste Song „Fahrradfahrn“ dreist von Chris Speddings „Motorbikin“ abgekupfert ist (ohne credits).
Aber im Grunde kann Sternhagel für die ganze neudeutsche Misere nichts. Und er wäre in der Tat auch ganz schön bescheuert, die Möglichkeit, auf diese Weise locker ein paar Tausender zu verdienen, so einfach in den Wind zu schlagen.
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