Steve Tibbetts – A Man About A Horse

Der Amerikaner Steve Tibbetts verkörpert beispielhaft den Typus des künstlerischen Eigenbrötlers. Der 49-Jährige arbeitet bereits seit Mitte der Siebziger an seiner ureigenen musikalischen Vision, verschmilzt ethnische Rhythmen (vorzugsweise aus dem asiatischen Raum) mit elektrischen und elektronischen Klängen und baut darauf seine an der Jazz-(rock-)Methodik geschulten Improvisationen auf. Die nehmen dann für gewöhnlich den Charakter meditativer Erkundungsreisen durch kaum betretene Klanggebiete an, wobei der Gitarrist seine Tracks meist nachbearbeitet, Schicht über Schicht an neuen Klängen aus seinen Effektgeräten übereinander türmt. Damit hat Tibbetts im Grunde schon lange eine Art Ambient gemacht, bevor dieser Begriff überhaupt in Mode kam. Seine Arbeiten sind auch ein gutes Beispiel dafür, wie riesig das musikalische Spektrum ist, das heute unter dem Begriff „Jazz“ subsummiert wird. In den vergangenen Jahren ist Tibbetts hauptsächlich durch Kooperationen in Erscheinung getreten, viel bestaunt wurde 1997 etwa das Album CHÖ, das er mit der tibetischen Sängerin Choying Drolma in einem nepalesischen Kloster aufnahm. Jetzt legt der Mann aus Minneapolis mit A MAN ABOUT A HORSE erstmals seit Jahren wieder ein Album unter eigenem Namen für ECM vor. Die Klangkonstruktionen wirken beim ersten Hören spröde, häufig geradezu hermetisch, entwickeln nach und nach aber immer größere Sogkraft, vor allem dank des ungeheueren Reichtums an Farben, den Tibbetts aus seinem Instrumentarium zaubert. Dabei tragen die Percussionisten Marc Anderson und Marcus Wise sowie der Bassist Jim Anton mit ihrem ungeheuer differenzierten und dabei doch dynamischen Spiel dazu bei, dass die Musik sich nicht im Soundmalerischen verliert.

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