System Of A Down – Hypnotize

Es ist gar nicht so leicht, aus der Veröffentlichungspolitik dieser derzeit vielleicht wichtigsten Gruppe ihres Genres schlau zu werden. Das mag an der politisch motivierten Wucht der exilierten Armenier liegen, mit der sie dem Establishment gerne vor den Kopfstoßen – egal, ob es nun von George W. Bush („Boom“, zusammen mit Michael Moore) oder der eigenen Plattenfirma verkörpert wird: Ein Jahr nach ihrem Durchbruch verpackten sie 2002 die Reste der Toxycity-Sessions auf einen Tonträger im Look Selbstgebrannter CDs und nannten ihn Steal This Album. Läden wie den Virgin Megastores war diese wegwerfende Geste zuviel der Subversion, sie klebten den ermunternden Titel vorsichtshalber ab. Diesmal kündigten SOAD bei Veröffentlichung von Mezmerize an, schon im Herbst werde der zweite Teil des Zyklus‘ erscheinen. Auch auf Hypnotize zeigt sich Serj Tankian als reichlich durchgeknallter Sänger, Daron Malakian als ebenfalls singender Irrer an der Gitarre und der Präzisionsschlagzeuger Shavo Odadjian als Hektiker vor dem Herrn. Schon der Opener klingt, wie er heißt, nämlich „Attack“, und damit ist der Kurs für das Album vorgegeben. Hier klingt ihr typischer Mix aus Metal, Hardcore, orientalischer Volksmusik und progressiven Bauteilen weit weniger süffig als auf dem Vorgänger In halsbrecherischem Tempo prügeln sich Soad durch Songs wie „U-Fig“. „Kill Rock’n’Roll“ und das Titelstück „Hypnotize“, kaum ein Rhythmus hält sich länger als vier Takte, und die von Mesmerize gewohnten folkloristischen Melodien verbergen sich hinter turmhohen, stahlharten Wänden aus ganz wunderbarem Krach -Produzent Rick Rubin dürfte wieder ganz in seinem Element gewesen sein. Zwar kann Wucht alleine nicht verhindern, daß beim Hören das eine oder andere Versatzstück auffällt. Aber spätestens der letzte Song auf hypnotize LSoldier Side“) erinnert an das clevere Konzept, indem es an das erste Stück von Mesmerize („Soldier Side Intro“) anknüpft. Erinnerung ist aber noch keine Versöhnung mit der komischen Tatsache, daß beide Platten auch von der Länge her bequem auf einer CD Platz gefunden hätten. Hypnotize verhält sich zu Mesmerize wie Steal This Album zu Toxytronic, beides sind bessere B-Seiten der Vorgänger. Fans finden das – zu Recht – trotzdem toll. Die anderen sollten sich überlegen, ob sie ausgerechnet von den angeblichen Gutmenschen über den Tisch gezogen werden wollen. VÖ: 18.11.

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