Teardrop Explodes – Wilder
Ein sehr gutes, an einigen Stellen sogar überragendes Album. Lange hat’s gedauert, bis Julian Cope nach diversen Umbesetzungen wieder eine Träne zur Explosion bringen konnte. Wenn es tatsächlich eine definitiv „neue Popmusik“ geben sollte, ist der Scott Walker – Verehrer Cope unbedingt ab einer ihrer Geburtshelfer zu bezeichnen. „Colours Fly Away“, die neue Single (auch als 12″ mit zwei unveröffentlichten Songs erhältlich), ist ein Paradestück: Nicht einmal sooo auffällig, vereint es in klassischer Manier fast sämtliche Ingredienzen Cope’scher Kompositionskunst – den treibenden Bass, scharf gesetzte Gitarren, schlichte backing vocalsund einnehmende Bläserarrangements. Klar mit den Füßen im Edel-Pop der 60er Jahre stehend, ist dennoch die Musik nicht abgekupfert, trägt eine ureigene Handschrift namens .heute“.
Der Sänger und Bassist aus Liverpool verfügt über eine Menge Ideen, die auf WILDER von Clive Langer glänzend arrangiert und produziert worden sind. Drei der elf Songs seien herausgehoben: „Seven Views Of Jerusalem“, rhythmisch-hypnotisch in den Vorderen Orient schielend, Gitarre und Bass schaufeln den Weg für die Percussion frei. In „Tiny Children“ besingt Cope mit glockenklarer Stimme Traum-haftes zu Drums und einem Keyboard-Sortiment, kindliche (nicht kindische) Visionen ohne Schmalz und Sülze. Zum Schluß das Meisterwerk „The Great Dominions“: Synthesizerströme, aufgerissen von Böller-Drums zwischen Bassklumpen – und dabei nichts von Gruft und Grübel, eher ein Song , der von der völlig verkannten NITE FLIGHT-LP der Walker Brothers stammen könnte.
Sämtliche Tracks – ausgenommen das merklich auf Single getrimmte „Passionate Friend“ – überzeugen, sei’s nun durch prägnante Riffs, plötzliche Fanfarenstöße oder die ständige Leichtigkeit der Umsetzung vom Blatt in die Rille. Und zum Glück steckt all das nicht wieder in einem so maßlos bescheuerten Cover wie die Erstausgabe von KILIMANJARO.
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