The Beach Boys :: Surf’s Up
Die heile Welt an der amerikanischen Westküste mit Attributen wie Sonne, Strand und Surfen mochte zu Anfang der 60er Jahre noch bestanden haben. Doch 1971 sah das schon ganz anders aus. Das merkten auch die Strandjungen, denen im drogenumnebelten Karrierehoch der instabile Bandkopf Brian Wilson einfach weggekippt war. Während Mike Love in der transzendentalen Meditation aufging, widmeten sich AI Jardine, Carl Wilson und aber ganz besonders Bruder Dennis vergnüglichen Stunden zwischen Haschisch und Härterem. SURF’S UP ist die nicht mehr strahlendblaue, wolkenlose Gruß-Kitsch-Postkarte der Beach Boys an das neue Jahrzehnt: Den durch Nitrat schaumig gewordenen Wellen mochten sie von nun an nicht mehr zu nahe geraten: „Don’t Go Near The Water“ warnt als Opener in erwachsenen, komplexen Harmonien vor der globalen Verseuchung der Weltmeere. Der nach den Aufnahmen ausscheidende Bruce Johnston, erinnert in seinem Beitrag „Disney Girls“ an eine schwindende Ära, die nur noch in Kindheitserinnerungen lebt. Herzstück sind jedoch drei Outtakes von Brian Wilsons sagenumwobenen SMILE-Projekt „A Day In The Life Of A Tree“, „Till I Die“ und der meisterliche Titelsong ätherische, dem Alptraum nahe Poesie von Van Dyke Parks in komplexen, quantensprungartigen Strukturen, die Brian Wilson einmal mehr als begnadetes Genie ausweisen.
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