The Blues Project – Projections

Aus welchen Gründen auch immer: Tatsache ist, daß es der Blues in den USA immer schwerer als in Europa hatte, beim weißen Publikum anzukommen – einerlei, ob die Musiker nun schwarz oder weiß waren. Hierunter hat mit Sicherheit auch die kurze (wenngleich später öfters wieder „aufflammende“) Karriere von Blues Project in den Jahren 1966-1968 gehörig gelitten. Allerdings war dieses „Projekt in Blues zu keiner Zeit eine wirkliche Blues Band, sondern einer der ersten und gelungensten Versuche, diverse amerikanische Musikstile – Blues, Jazz, Folk, Rock – innerhalb einer einzigen Band zu ihrem Recht kommen zu lassen.

So schwankt denn die Einschätzung zwischen „jüdischen Bohemiens mit einem interessiert-amateurhaften Verhältnis zum Blues“ (Tibor Kneif) bis zu „stilistisch stimmigen, musikalisch gediegenen Improvisationen, die ein intuitives Verständnis der Negermusik erkennen ließen“ (Rock Lexikon). Wahr ist beides.

Aber über solche Klassifizierungen setzt sich ein Album wie PRO-JECTIONS (1966), entstanden in der Besetzung Al Kooper (org, p, voc), Steve Katz (g, voc), Andy Kulberg (b, fl), Danny Kalb (lead-g) und Roy Blumenfeld (dr) souverän hinweg. Kein Wunder bei diesem Spektrum: Da erklingt „I Can’t Keep From Crying“ schneidend psychedelisch, ist „Flute Thing“ eines der berühmtesten (impressionistischen) Rock-Instrumentals, kommen „Steve’s Song“, „Fly Away“ und der Bob Lind-Song „Cheryl’s Going Home“ ländlich-folkig-sittsam daher.

Authentischer Blues wird eigentlich nur mit „Two Trains Running“ und „Caress Me Baby“, den beiden längsten Tracks, geboten. Dafür freilich in Vollendung. Im Studio-es gibt auch fabelhafte Live-LPs vom Blues Project – hat die Band Besseres nie wieder zustande gebracht.