The Courteeners – Falcon

Manchester, oh Manchester. Was hat diese Stadt nur immer noch an sich, dass Jungs (Britisch auch „Lads“) daran ihr Herz verlieren und ewige Bruderschaft schwören, um die Herrschaft über den britischen Rock zu beanspruchen? Erst kamen The Smiths (zu allererst kamen The Fall, Baby. Wollen wir doch bei der Wahrheit bleiben. Plattenmeister Koch), dann The Stone Roses, schließlich Oasis und lange Zeit gar keiner mehr, bis 2008 mit dem Debüt der Courteeners endlich würdige Thronfolger gefunden zu sein schienen. Wer Liam heißt und gern das Maul weit aufreißt, ist als Sänger geradezu prädestiniert für diese Rolle, dazu mancunian-typischer Pathos und genug Arroganz für zwei Alben – was dem Debüt ST. JUDE noch fehlte, versprach ein potenzieller Nachfolger zu erfüllen. Doch auf FALCON bleibt die vage Ahnung, dass die Courteeners mehr können. Mehr als verbale Rundumschläge, große Refrains, und Radio-Singles. Ausgebremst im beständigen Midtempo offenbaren die neuen Songs eine verborgene Stärke der Band. Zwar nicht die der Songtexte, aber des Songwritings, denn im Gegensatz zu Worten wissen The Courteeners mittlerweile mit ihren Instrumenten umzugehen. Leider blieb beim angestrengten Durchdenken der Lieder der rotzige, unbeschwerte Ton des Vorgängers auf der Strecke. Schon die Leadsingle „You Overdid It Doll“ glänzt vor allem durch die Abwesenheit neuer Ideen. Hörer ohne A-Levels sollten die Songs problemlos verstehen, denn wiederholt predigt Liam Fray die wichtigen Passagen, wie bei einer Gedächtnisübung. Sie sind zu kontrolliert, zu zurückhaltend, nehmen sich die Kritik ihres Debüts, auf dem Fray noch so herrlich unbedacht das Maul aufriss, zu sehr zu Herzen und passen genau mit dieser Haltung so ganz und gar nicht in die Reihe anderer Mancunians (wie zum Beispiel The Fall, Baby. Plattenmeister Koch).

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