The Fiery Furnaces :: Gallowsbird’s Bark 5 Rough Trade/Sanctuary/ Zomba

Das ist ja wieder mal eine dieser Geschichten. Vom Kellerloch direkt auf die Showbühne. Geschwisterpaar aus Chicago, Geschwister Friedberger. Sie (Eleanor, Led Zeppelin-Fan, ehemalige Mitarbeiterin der – hmm -Republikaner in Texas, ein Jahr in London verbrachtl und er IMatt, The-Who-Fan. Durchfaller der University Of Illinois At Urbana-Champaignl ziehen nach – ja genau – New York City und machen dort in ihrem Keller ein bisschen Musik zusammen. Und die wird spätestens übermorgen als der allerheißeste Scheiß der Saison gehandelt. Auch deshalb, weil The Fiery Furnaces sofort von den verdienstvollen Nachwuchsförderern des Rough-Trade-Labels IThe Strokes, The Libertines, The Moldy Peaches, The Hidden Cameras, The Und-so-weiter-undso-forts] unter Vertrag genommen wurden. Will man so eine Geschichte hören? Will man das wirklich hören?

Das klingt nach dem üblichen Geschwister-No-Geschwister-Ehepaar-No-Ehepaar-Kram, nach dem Holterdiepolter-White-Stripes-Kills-Märchen. Nein, so eine Band-Geschichte will man sich eigentlich gar nicht mehr 3nhören müssen. Weil der Schlüsselreiz die Musik im Kopf schon anschaltet, bevor die CD überhaupt im Player liegt. Du hörst das Gitarrengeschrammel, das hektische Frauengesinge, siehst exaltierte Jugendliche in schäbigen Klamotten mit billigen Instrumenten herumzappeln. Und wenn es dann noch losgeht mit einem Stück wie „South Is Only A Home“, einem schroffen Rumpier, der nach The Kills als Nebenerwerbs-Jahrmarkt5Combo klingt? Einen Moment Geduld noch: die Geschwister Friedberger sind nämlich anders. Ganz anders. Nicht nur, dass Eleanor mit der falschen Partei sympathisiert, sie trägt auch noch mit Stolz die Ulrike-Meyfarth-Gedächtnisfrisur. Normal is the new exaltiert. Und schon mit dem zweiten Stück Um Gonna Run“] bahnt sich was an. Die Aussicht nämlich, dass The Fiery Furnaces nicht noch eine weitere Dilettantenband sind, sondern eine Dilettantenband, die ihre mangelnden musikalischen Fähigkeiten mit dem Mut zum Arrangement auszugleichen versucht. Und das ist doch mal neu im neuen Gitarrenrock. Goodbye LoFi, hello Vielseitigkeit! The Fiery Furnaces gehen mit dem Bluesverständnis der White Stripes zur Sache und stecken ihre Songkonstrukte, die gerne auch mal flüchtige Entwürfe [Talking Blues und Talking Rock] sein dürfen, in kleine, teuflisch-vertrackte Arrangements.

MOOg-SynthieS, 6oer-Wah-Wah-Gitarren. jazziges Fusiongegniedel, lieblicher Filigran-Folk, Comedy Music, hiereinTempowechsel, dort ein kleines Zwischenspiel und immer wieder ein Klavier, das hier gar nicht hergehört, aber so wunderbar passt zum durchdachten Wahnsinn. Und kleine fiese Texte gibt’s obendrauf: „Hes o marhed man, but he’d come to see me some time.“ Eleanor klingt dabei wie Nico. Oder wie Grace Slick, als die noch gut weil mit Jefferson Airplane unterwegs – war. Oder wie Marianne Faithfull kurz vorm Stimmbruch. Und: Hatten wir bereits erwähnt, dass The Fiery Furnaces auch richtige Songs schreiben können? Nein, dann tun wir das jetzt. Superhits sogar:“.Inca Rag/ Name Game“ lein Vaudeville-Zwiegesang],..Up In The North“ (Mitt-60er Brit-Bubblegum-Sonnenschein-Pop mit quietschendem Synthesizer), „Two Fat Feet“ (ein Monster Of Indie-Rock] oder „Don’t Dance Her Down“ lein Disco-Funk-Underground-Neo-Rock-Bastard]. Verdammt, das muss sie wieder mal sein, die Zukunft des Rock’n’Roll.

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