The Hollies – Hollies Sing Dylan

Die Hollies standen bereits im Jahr 1968 am Wendepunkt ihrer Karriere: Nach den beiden am Flower-Power angelehnten Alben EVOLUTION und BUTTERFLY plädierte Gründungsmitglied Graham Nash für eine noch experimentellere Ausrichtung. Doch Gitarrist Tony Hicks und Sänger Allan Clarke waren dagegen. Sie wollten die gutgeölte, pausenlos arbeitende Hitmaschine („Bus Stop“,“Carrie Anne“,“5orry Suzanne“, Jennifer Eccles“) nicht stoppen. Statt dessen schlugen sie als Kompromiß ein Album mit Bob Dylan-Songs vor. Nachdem schon zwei Tracks im Kasten waren, glaubte Nash jedoch nicht mehr so recht an die Kompetenz seiner Mitspieler. Als schließlich auch noch sein psychedelischer Folk-Song „Marrakesh Express‘ von den anderen nicht so recht goutiert wurde, verließ der Gitarrist und Sänger die Leichtgewichtler aus Manchester, um kurz darauf in den USA mit David Crosby und . Stephen Stills als Crosby, Stills & Nash zu kollaborieren. Die übriggebliebenen Hollies fanden in Terry Sylvester schnell einen Ersatz für Nash. Fortan staffierte sich die Band für ihre Konzerte einheitlich mit spießigen Anzügen aus, schnitt die Frisuren auf Schwiegermutter-freundliche Länge und warf Anfang 1969 doch noch die zwölfteilige Songkollektion HOLLIES SING DYLAN auf den Markt. Zugegeben, mit astreinem dreistimmigem Harmoniegesang und gut verdaulichen Arrangements sind die Dylan-Interpretationen sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluß. Doch verglichen mit Nashs Mittsiebziger Seichtwerken klingen „This Wheel’s On Fire“,“My Back Pages“, „I Shall Be Released“,“I´ll Be Your Baby Tonight“ oder „Blowin‘ In The Wind“ geradezu frisch und innovativ.