The Jon Spencer Blues Explosion – Acme :: Höllisch gut

Blues als Leidensvariante, Blut, Schweiß und Tränen, dauernd im roten Bereich, immer bis zum Anschlag. Weil das der Jon Spencer anno 1996 war, dreht man bei ACME den Volume-Regler sicherheitshalber in die entgegengesetzte Richtung – und ist dann doch überrascht. Waren die verzerrten Songs auf NOW I GOT WORRY Stationen im persönlichen, wild-obszönen Kreuzweg zwischen intensivem Leben und Leiden, Fegefeuer inklusive, dann ist ACME die Erlösung. So wenig NOW I GOT WORRY noch Blues war, so viel ist ACME bereits Soul: Cab es 1996 keine Atempause, so regiert jetzt der sündige Müßiggang. Statt hier die Viertel gerade durchzupeitschen, swingt es dort an allen Ecken und Enden. Schluß mit Purismus. Jon Spencer bandelt an, mit HipHop, Country – und Cospel. Spencer hat sein Werk vielen Produzenten gegenüber geöffnet, die jedem Song eine Spezialbehandlung zukommen ließen. Unter den Fittichen von R & B-Mastermind Andre Williams lieferten sie beste Werkstattarbeit -jedes Stück bleibt unverkennbar ein echter Spencer. Das von Dan Nakamura (Spezialist für schwelende Sounds bei Dr. Octagon) aufbereitete „Do You Wanna Cet Heavy“, das zwischen Cospel-Chor und Hardcore-Hip-Hop oszilliert; ein einziger, böser Heuler wie „Talk About The Blues“. Das süß-schmeichelnde „Magical Colors“ oder der Noise-Rausschmeißer „Attack“ (Alec Empire) – jedes Stück ist ein würdiger Bestandteil der Passionsspiele Spencers. Wir haben die Hölle geschaut, nun sind wir erlöst. Fuckoff-and Halleluja.