The White Stripes

Der Rock, wenn ihm nicht gerade der Zeitgeist aus Zufall ein Referenztürchen öffnet, das ihn eine Spielzeit lang als „neu“ und „modern“ erscheinen lässt, bleibt halt einfach nur Rock. Eine Musik, die – aus Herstellersicht – Frauen beeindrucken will. Entweder durch Hervorhebung von maskulinen Heldentaten oder durch das Gejammere über da sNichtzustandebringen ebensolcher wie etwa das Scheitern beim anderen Geschlecht, was ja wiederum bei einer bestimmten Spezies potenziell zu beeindruckender Frauen erotische Mütterinstinkte wecken kann. Wenn das die einzige Erkenntnis bleiben sollte, die Icky Thump, das sechste Album der White Stripes, vermittelt, dann war das die Mühe bereits wert: Rock ist Rock. Die Ereignisbejubler können derweil ja das Ereignis „everybody’s Lieblings-Festivalband der 00er-Jahre veröffentlicht neues Album“ bejubeln und dabei gerne überhören, dass es hier kaum etwas hat, was es auf den fünf vorangegangenen White Stripes-Alben nicht mindestens in dergleichen Qualität gegeben hätte: Brechstangen-Bluesrock, der eine Ahnung von Country und Folk besitzt, plus das Gejammere über das Nichtzustandebringen maskuliner Heldentaten (hier: „You Don’t Know What Love Is (You Just Do As You’re Told)“, „A Martyr For My Love To You“). Jack Whites manischer Robert-Plant-Schreigesang, die Riffreiterei, die trommelfellzerschneidenden Soli, die punktgenaue Zerschredderung von eigentlich guten Songs geraten langsam in Gefahr, zur Selbstparodie zu werden. Ein paar wundersame Eigenartigkeiten hat Icky Thump aber dann doch zu bieten: das Sufi-Geflöte im Titelsong, das atmosphärische Gebluese in „300 M.P.H. Torrential Outpour Blues“, bereits erwähntes „A Martyr For My Love To You“ – der beste Song des Albums. Plus die Patti-Page-Coverversion „Conquest“. Überhaupt, Icky Thump ist ein willkommener Anlass, um wieder einmal die alten Patti-Page-Platten herauszukramen. VÖ: 15.6.

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