Thompson Twins – A Product Of…

Hoppla! Hier ist es endlich, das multinationale Rhythmus-Kabinett. Eine vollständige Drumbeat-Enzyklopadie für Fortgeschrittene. Die Thompson Twins plündern mit der Neugier von frischgebackenen Soziologie-Studenten das ganze Archiv afro-karibischer Stammes-Rhythmen aus. Latin, Soca, Calypso, Reggae, Highlife & Juju, alles wird verwertet, kess, unvorbelastet und mit charmanter Naivität zu einem aberwitzigen Pop-Potpourri verrührt.

DasfertigeProdukt PRODUCT OF …, na sagen wir mal Kultur-Vermischung, ist jedoch eher als Liebhaberei von Hobby-Ethnologen zu werten, denn als minuziöse, auf Seriosität getrimmte Aneignung urafrikanischer Ausdrucksformen. Nein, nein, Kulturbanausen sollte man die mittlerweile auf sieben Mitglieder angeschwollenen Twins nicht schimpfen, denn die Art und Weise, wie sie ihre rhythmischen Adaptionen mit dem ihnen eigenen Pop-Fingerspitzengefühl kombinieren, stimmt versöhnlich, macht A PRODUCT OF … zu einem zwar zitatenhaften, aber durchaus sympathischen Debüt Der gutgemeinte Versuch der Band, die ansteckende Atmosphäre ihrer Gigs zu reproduzieren – an denen das Publikum partizipiert (!), zusammen mit den Twins auf Rasseln, Marimbas, Timbales etc. um die Wette tobt – erweist sich hier leider als Bumerang, artet auf schnödem Viny 1 nur allzu oft in langatmige Percussion-Orgien aus. Die Thomson Twins können oder wollen sich nicht festlegen, drehen das Stimmungs-Karussell vom Schweinegrunzen bei „Oumma Aularesso, Animal Laugh“ bis zum neo-kolonialen Schuldkomplex, „Slave Trade“. Bezeichnend, daß die zwei straffen Pop-Meisterwerke „Perfect Game“ und „Politics“ sämtliche Gehversuche im ethnischen Dschungel weit übertreffen.

Tja, Entscheidung tut not, ebenso wie ein neuer Produzent, der die percussiven Wutausbrüche der Thompson Twins eindämmt, sie den Songs anzupassen versteht. Andersherum funktioniert das höchstens auf der Bühne.