Tied & Tickled Trio – a.r.c. :: Observationssysteme

„Sie befreien die Musik von jeder Verpackung, denn von Firlefanz und Schnörkeln hält das… Tick… Tied t& Tickled Trio gor nichts.“ Ruth Moschner, die den Gipfel ihrer Fernseh-Karriere später mit der Moderation von „Big Brother“ erklimmen sollte, hatte am 13. Januar 1998 auf dem LokalsenderTV Berlin das Tied &. Tickled Trio anzusagen. Und -was dem armen Mädel noch viel mehr zusetzte -die Band im Anschluß an ihren selten kuriosen, weil sich dem Playback komplett verweigernden Auftritt im Studio zu interviewen: „Ihr seid ein Trio, aber wenn ich mich nicht täusche, seid ihr doch mehr als drei, oder?“ Andreas Gerth, im Ensemble zuständig für die elektronischen Aspekte und damit wohl auch für die mathematischen, kennt kein Mitleid: „jaja, das siehtmanja“ Der TV-Ausschnitt ist eine hübsche und aufschlußreiche Zugabe auf dem CD/DVD-Bundle A.R.C, genau wie die Videoclips zu den Stücken „Tusovska Dub, „Revolution“ und „Yolinda“. Große Redner werden sie nicht mehr, die Mitglieder des aus dem Weilheim/Landsberger Kosmos stammenden Tied &. Tickled Trio, aber das müssen sie auch nicht: Längst sind sie ja große Musiker. Und davon kann es gar nicht genug geben: Zu neunt drängen sie sich am 12. April 2004 auf der Bühne der rappelvollen Münchner Registratur, umringt nicht nur von Zuhörern, sondern auch von einer Armada völlig unterschiedlich eingestellter Kameras, die eine Flut von Bildern produzieren: schwarz-weiß und in Farbe, grobkörnig und hochauflösend, flimmernd und flackernd, verzerrend und verfremdend. Siezeigen die Musikerin bisweilen eigenartigen Ausschnitten, wackelig aus der Hand gefilmt oder herangezoomt wie durch eine Überwachungskamera. Überwacht wird auch das Publikum: beim Bierholen etwa, beim Plaudern oder sich durch die Menge schieben. Was ja auch folgerichtig ist: observing Systems schließlich war der Titel des vorangegangenen Albums. Allerdings – wie schon erwähnt – hält das Trio nicht nur nichts von Playback-Shows, sondern auch vom eingeübten Wiederkäuen des Immergleichen. Kein TTT-Konzert gleicht dem anderen. Und so ist auch der audiovisuell-virtuose Mitschnitt aus der Registratur nur eine weitere Momentaufnahme einer Band, deren Schaffen (im Gegensatz zu dem einiger Fernseh-Moderatorinnen) augenscheinlich nur von einem Höhepunktzum nächsten strebt.

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