Tim Buckley :: Dream Letter

Manche haben sein Genie schon damals erkannt. Nun begeben sich langsam auch der Rest der Kritikerzunft und entdeckungsfreudigere Musiker und Hörer auf die Spuren des verstorbenen Tim Buckley – eines Songwriters par excellence, begnadeten Improvisateurs und mit unvergleichlicher Stimme gesegneten Sängers. DREAM LETTER ist ein wichtiges historisches Dokument, der erstmals veröffentlichte Mitschnitt eines Londoner Konzerts aus dem Jahr 1968 und einer von mehreren künstlerischen Gipfelpunkten in der Karriere des damals gerade 21 jährigen Musikers. Buckley ließ Folk und Rokoko-Psychedelik seines Albums GOODBYE AND HELLO hinter sich und wendete sich dem Jazz zu – ein Weg, der ihn bis zum großartigen, vom Geist des Free Jazz erfüllten Album STARSAILOR (1970) führte. DREAM LETTER enthält sechs neue und einige stark überarbeitete ältere Songs sowie ein paar stürmische Medleys. Trotz sensibel reagierender Band mit David Friedman am Vibraphon und Pentangle-Bassist Danny Thompson überzeugt Buckley immer dort, wo ihm nur seine perkussive 12-String-Gitarre als Startrampe für atemberaubende stimmliche Höhenflüge dient. So entwickelt sich aus dem traditionellen Folksong „Wayfaring Stranger“ ein mitreißender Gospel, und „Pleasant Street“ geht ausgerechnet in den Supremes-Klassiker „You Keep Me Hongin‘ On“ über, vorgetragen mit fiebriger, fast schmerzender Intensität.