Tocotronic
Pure Vernunft darf niemals siegen (Re-Release)
Indigo VÖ: 25.01.2008
Indie Pop: Der zweite Teil der Serie mit Tocotronic-Wiederveröffentlichungen dringt bis in die jüngste Vergangenheit vor.
Auftritt Rick McPhail. Die musikalischen Folgen der Ernennung des bisherigen Tocotronic-Tourgitarristen zum vollwertigen Bandmitglied bei der Veröffentlichung von „Pure Vernunft darf niemals siegen“ waren keine unwesentlichen Faktoren für die Änderung des tocotronischen Klangbildes in Richtung Filigranität. Das hatte sich schon im Jahr 2002 mit dem „weißen Album“ angekündigt, wurde aber drei Jahre später perfektioniert, PURE VERNUNFT DARF NIEMALS SIEGEN, dieses im wahrsten Sinn des Wortes wunderbare und sagenhafte Album, das im Januar 2005 veröffentlicht wurde, erschloss einer neuen Generation von Hörern eine „neue“ Band – eine, die ganz sanft mit der Vergangenheit brach, ohne dabei die aus ihr gewonnenen Erkenntnisse zu negieren. Dieses smarte, große, erhabene Album gefiel sich gleichermaßen in süßhölzerner Romantik („Angel“) wie in konstruktiver Nörgelei („Aber hier leben, nein danke“) und war immer dann am besten, wenn beides zusammenkam („Gegen den Strich“). Feingewobene elektronische Spinnennetze („Der achte Ozean“, „Keine Angst für niemand“, „Ich habe Stimmen gehört“) umfingen den milden Gitarrenpop, über den Dirk von Lowtzow seine bildhafte, versponnene Assoziativlyrik ausbreitete. Bonustracks: die fast zehnminütige, ambiente „MysterySymphony“, diea uf3-lnch-CD der „limited edition“ des Original-Albums beilag, die Akustikversion von „Pure Vernunft darf niemals siegen“ plus die B-Seite „Dark Star“. Im Jahr 2004 zum zehnjährigen Sandjubiläum erschien 10th Anniversary ein DVD-CD-Doppelpack, das die Geschichte von Tocotronic anhand ihrer Hits (auf der DVD gibt es die Videos von „Wir sind hier nicht in Seattle Dirk“ bis zum Turbonegro-Cover“Sailorman“, Aufnahmen von Konzert- und TV-Auftritten und Making Ofs) und anhand von Raritäten (23 Single-B-Seiten auf der CD) nacherzählte. All die verwirrten Geister, die der Meinung sind, eine „Greatest Hits“ reiche aus, um sich vom ordnungsgemäßen Zustand der Band Tocotronic zu überzeugen, seien an The best of Tocotronic erstmals im Jahr 2006 veröffentlicht) verwiesen. Von „Meine Freundin und ihr Freund“ bis „Gegen den Strich“ ist hier alles drauf. Die CD lässt keine Wünsche offen, zumindest für die, die nicht wissen, was sie sich sonst noch von Tocotronic wünschen könnten. Aber seien wir gerecht: Wer überhaupt keine Ahnung von dieser Band hat, wird durch the best of zumindest einen Hauch davon bekommen. Mehrwert gegenüber der Erstveröffentlichung „Pure Vernunft darf niemals siegen“ im „Lawrence Remix“.