Todd Snider – Step Right Up

Mit Garth und Billy Ray erlebte Country auch hierzulande eine kommerzielle, mit k.d. lang, Johnny Cash, den Cowboy Junkies oder Tarnation eine künstlerische Renaissance ¿ dieses frischerblühte Nachfragepflänzchen muß jetzt auch begossen werden. Mit Todd Snider mischt sich seit 1994 ein vergleichsweise traditionalistisch klingender neuer Stern am Genrehimmel unter das Angebot. Der hat mit independent angehauchten New Country-Klängen wenig am Cowboy-Hut – nicht umsonst heißt eines seiner Songs despektierlich ‚Talking Seattle Grunge Rock Blues‘. Mit dem satirischen ‚Tension‘ kommt die fast ausgestorbene Form des talking Blues auch auf seinem Zweitwerk wieder zu Ehren – in den 9oern wahrscheinlich die einzige Art, jenseits von Rage Against The Machine Protestsongs zu machen. Überhaupt knüpfen die teilweise glänzenden Texte in Sachen Ironie und amüsanter Zeitgeist-Diagnostik nahtlos an Sniders Debutalbum SONGS FOR THE DAILY PLA-NET an (‚I Believe You‘, ‚Side Show Blues‘). Musikalisch verzichtet er dankenswerter Weise fast komplett auf die Twangund Yodel-Abteilung und setzt stattdessen auf bodenständig produzierte, in Rock und Blues geerdete Country-Songs – mit ’24 Hours A Day‘ findet sich sogar ein Status Quo-tauglicher Boogie. Bei aller Liebe hapert es bei Toddy-Boy aber erheblich an der Sangeskraft, die mit ungefähr der gleichen Ausstrahlung wie ein Privat-TV-Nachrichtensprecher auskommt.