u-ZIQ – Royal Astronomy
Soweit zu Drum n Bass. Mike Paradinas, neben Aphex Twin und dem Squarepusher der andere Großmeister des dreifach verzwirbelten Breakbeats hat ganz offensichtlich auch kein großes Verlangen mehr, sich ausschließlich in strukturellen Verfeinerungen mathematischer Rhythmik zu ergehen. Da macht er doch lieber einen seifigen Soundtrack. Royal Astronomy könnte sehr wohl Musik und Titel zu einem Film über die Hutmode beim britischen Pferderennen sein-wenn Terry Gilliam Regie führen würde und dementsprechend viele Irritationen in die höfisch-gestelzte Inszenierung brächen. Irgendwann in der Mitte schwenkt die Kamera über die Absperrung und fokussiert ein paar Minuten das offensichtlich der HipHop-Kultur zugehörige, gegen das Establishment pöbelnde Volk. Von dem Moment an ist LSD in der Linse, aber so funktionieren sie ja bekanntlich, diese neumodischen Streifen. Trotz Space-Noise, Sounddesign und Verstolperungen dominiert in Paradinas Welt aber bis zum Ende die große Pose, geschmäcklerisch, verzärtelt, kitschig, monströs. Stücke, die, von allem „störenden“ Unrat befreit, auch zu Andrew Lloyd Webbers Repertoire passen würden, digitale Streicher, alberne Marschmusik, Glocken, Jubilae. Gewagte Prophezeihung: wenn Paradinas so weitermacht, wird er der Rondo Veneziano des 21 Jahrhunderts werden.
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