Udo Lindenberg :: Der Exzessor
In Berlin breitet sich Panik aus. Erst kamen Bonner Beamte und bauten sich eine schöne Bannmeile, und jetzt hat auch noch Udo Lindenberg sein Herz für die Hauptstadt entdeckt. Nix mehr „Reeperbahn“, dafür 1 schön viel Lokalkolorit im derzeit so beliebten I „Die-coolste-Stadt-gleich-hinter-New-York“-1 Mainstream.“Seid willkommen in Berlin“, singt uns Udo, und etwas später noch „Berlin Light My Fire“. Sowas singt man eben zurzeit, denn verglichen mit der Spreemetropole sind ja alle anderen deutschen Städte-glaubt man den Medien – kulturell so lebendig wie das Gewerbegebiet von Bielefeld. „Gegen den Strom, gegen den Wind“ singt Udo auch noch, kann es aber so ernst nun auch wieder nicht meinen: Emden, Chemnitz, Kassel – das wäre Avantgarde, lieber Udo, aber doch nicht Berlin. Wenn dann auch noch „Mackie Messer“ ertönt – Kenner wissen Bescheid: Berlin der 20er, total kultig – ist das Klischee perfekt. Als Cover empfiehlt sich irgendwas von Käthe Kollwitz oder Heinrich Zille, denn Mauer-Graffitis sind aufgrund fehlender Mauer ja gar nicht mehr so leicht zu bekommen. Oder das Brandenburger Tor? Steht wenigstens noch. Auch total hip und schräg und schrill ist ja bekanntlich das Schlager-Revival (schon von gehört, liebe Leserinnen und Leser?), weshalb Udo – voll witzig, ey – Heintjes Muttertags-Kracher“Mama“ neu interpretiert. Ach Udo.
Bist so ein Sympath, malst klasse Bilder, hast dich um die deutsche Rockmusik wirklich verdient gemacht und noch immer eine interessante Stimme. Warum dann diese furzflache Mixtur aus Pop. Rock und Balladen? Ist das etwa der Sound der Stadt.die niemals schläft? Hoffentlich nicht, denn sonst hat Deutschland ein Problem mehr.
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