Valerie Etienne – For What ls It

Der Titel müßte für sie neu erfunden werden: Miß Spagat. Nicht etwa, weil Valerie Etienne aus einer Riege von „Turnküken“ in die Schallplattenbranche übergewechselt ist, sondern weil die Londonerin den Versuch wagt, die Wahrhaftigkeit von Soul nicht zu verleugnen und dennoch aufs Charts-Treppchen zu gelangen. Ihr Handwerk hat Valerie Etienne bei den renommierten Jazzsoulfunkern Galliano gelernt, bei denen sie sechs Jahre lang Mitglied war. Ihre Ambitionen faßt sie in einem prägnanten Satz zusammen: „Ich will einen Grammy gewinnen!“ Das könnte ihr sogar gelingen, wenn ein federleichter und fliederfrischer Soul-Hymnus wie „Didn’t I“ genügend gnädige Programmgestalter findet. Andere Stücke, wie etwa das unaufgeregt groovende „Surrender“ sind weniger für das Radio gemacht, als vielmehr für die HiFi-Anlage des Neo Soul-Gourmets aus dem Bildungsbürgertum. Wieder andere, „Do You Remember“ zum Beispiel, lassen leider nicht mehr viel erkennen von Valeries Ambitionen, gehaltvolle Klänge zu produzieren und reihen sich nahtlos in den tausendfach auf den Markt geworfenen Kunst-Soul ein. Zum Glück bleiben diese Ausrutscher Mangelware und nehmen dem Album nur wenig von seiner gelungen Soul-Standortbestimmung.