Wreckless Eric

Diese beiden Longplayer markieren die obere und die untere Qualitätsgrenze eines größeren Neuheitenpakets, mit dem Stiff ins vorweihnachtliche Umsatzrennen gegangen ist. Das zweite Album des ehemaligen Limonadenabfüllers Wreckless Eric ist um etliches besser als sein Vorgänger und um etliches zeitgemäßer, als es die schmalzlockige Cover-Nostalgie vermuten läßt. Rock’n’Roller bis ins Rükkenmark, bürstet er seine genialen Simpel-Songs mit kratziger Stimme gegen den Strich, überzieht ihre humorige Essenz mit bissigem oder melancholischem Zungenschlag. Eric karikiert bis hinein in die Arrangementtupfer (zickiges Chormiezeneijeijeijei in einem Beerdigungssong wie ,,Final Taxi“ ist ja nun wirklich das Letzte) wenn er nicht gleich im Text zur Sache kommt wie bei „Take The Cash“, dem stärksten Ohrwurm des Albums. In Stil und Aussage hat Wreckless Eric eine Menge gemein mit drei anderen spritzig-witzig rockenden Zeitgenossen: Chris Spedding, Elvis Costello und Ian Dury. Unser Chaos-Erich ist vom gleichen Klasse-Kaliber. Übrigens: zwei Verbeugungen vor zwei musikalischen Ziehvätern sind im Preis inbegriffen: „Dizzy“ (Tommy Roe) und „Crying, Waiting, Hoping“ (Buddy Holly). Als Produzent und Tastenmann zeichnet verantwortlich Pete Solley. Ansonsten in Erics Band „The Firm“: Malcolm Morley (g), Brady (g), John Brown (b) und Geir Waade (dr).

Die bezopfte Lene Lovich ist ein so unbeschriebenes Blatt, daß sie mit dick aufgetragenem Emigranten-Image um erste Aufmerksamkeit buhlt. Als Mauerflüchtling hetzt sie im Scheinwerferlicht über’s Front- und Rückcover. Eine musikalische Heimat geht der staatenlosen Lene leider auch ab. Sie singt mit bemühter Verruchtheit, hantiert mit einem stilistisch schwer greifbaren Mix aus New-Wave-Feeling, Pop-Geplätscher und Disco-Synthetik – stets unterstützt von ihrem Soundschmied, dem kahlköpfigen Allroundmusiker Les Chappell. Die ersten drei,vier Songs von „Stateless sind nicht ohne Reiz, doch spätestens beim Micky Mouse-Punk-Schluß der A-Seite ist Lenes Pulver verschossen. Die komplette Seite zwo ist langweiliger, affektierter Quatsch. 4 (W.Eric) 2 (L. Lovich)