Yes :: The Word Is Live

Eine Live-Werkschau der britischen Progrock-Veteranen mit 26 Stücken aus 28 Jahren.

Ein kleines bißchen Nabelschau gefällig? Bitte sehr. Als jemand, der gelegentlich immer noch gerne Progrock hört und das auch offen zugibt, rangiert man in der Hipster-Hackordnung irgendwo zwischen Southern-Rock-Rowdy und Uriah-Heep-Hooligan. Da hilft kein Verweis, daß einem nichts, aber auch gar nichts über Dylanstonesyoungmorrison geht. Oder, daß man Kaiser Chiefs, The Dead 60s. The Duke Spirit und all die anderen hippen jungen Dinger toll findet. Oder gar, daß man schließlich 1958 geboren und mit diesem Kram musikalisch sozialisiert wurde. Und dann auch noch Yes! Van der Graaf Generator? Gut, King Crimson? Okay, Aber Yes?! Tja, Herrschaften, wer so denkt, wird nie begreifen, wie man ein 25 Minuten und 53 Sekunden langes. „The Big Medley“ genanntes Sammelsurium aus Melodienfetzen, lyrischen Passagen, Lärmeruptionen, waghalsigen Breaks und Tempowechseln goutieren kann; oder eine gut zehnminütige Pomp-and-Circumstance-Version von Paul Simons „America“; oder Songs, die „Astral Traveller“ und „Heart Of The Sunrise“ heißen. All das und noch eine Menge mehr gibt’s jetzt auf dem 3-CD-Set The Word Is Live zu hören, in – richtig – Live-Versionen, die die einen berückend, die anderen bedrückend finden werden. Nebenbei bemerkt: Wußten Sie eigentlich, daß die Eels früher während ihrer Soundchecks oft „Close To The Edge“ zu spielen pflegten, und zwar die komplette 18-Minuten-Fassung? Jenes Yes-Paradestück fehlt hier, ansonsten bleiben aber kaum Wünsche offen. Kein Wunder bei 26 Live-Takes aus den Jahren 1970 bis 1988, Klassiker wie „Yours Is No Disgrace“, „l’ve Seen All Good People“, „Roundabout“ oder „Siberian Khatru“ darunter, allerdings auch Songs aus der Ära, da die Prag- zu schnöden Poprockern („Owner Of A Lonely Heart“, „Rhythm Of Love“) wurden. Ein feines 60-seitiges Booklet samt Fotos sowie Aufsätzen von Fans, Kritikern und Musikerkollegen rundet dieses opulente, natürlich wieder von Roger Dean illustrierte Paket ab. Das Schlußwort gebührt Red Hot Chili Pepper John Frusciante: „Few groups celebrate musical freedom the way Yes did.“

Lesen Sie nächsten Monat an dieser Stelle: Was ist eigentlich so schlimm am Alan Parsons Project?

www.yesworld.com