Yung Kafa & Kücük Efendi

Chef

Fibonacci Bres/Universal (VÖ: 31.3.)

Keine visionäre Eingebung, aber luftig-leichter Gegenwarts-Trap.

Menschliche Zukunftsvisionen sagen ja zumeist mehr über den Zeitgeist der Epoche, der sie entstammen, als über das tatsächlich Bevorstehende aus: Fritz Langs „Metropolis“ als Reaktion auf das in die Höhe wachsende, sozial gespaltene New York der 1930er ist ein gutes Beispiel. Und so ist auch die musikalische Zukunftsvision, die das anonyme, sich hinter animierten Avataren verbergende Rapduo Yung Kafa & Kücük Efendi auf ihrem Debütalbum CHEF entwickelt, mehr Ausdruck des aktuellenZeitgeistes als Vorwegnahme zukünftiger Lebenswelten. Denn ein solcher Radikal-Individualismus, wie er von den beiden Rappern auf den sich zum Verwechseln ähnelnden siebzehn Albumsongs entfaltet, passt ganz prima in unsere Zeit. Zur Zukunft aber wohl nur, wenn diese tatsächlich aus NFTs und Hyperuniversen bestehen sollte.

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Auch wenn Yung Kafa & Kücük Efendi ihre bürgerliche Identität nicht verraten möchten und darüber hinaus die Auflösung des rappenden Subjekts in der Musik predigen, wird auf CHEF doch deutlich, dass sich hier eine bestimmte Klasse artikuliert, nämlich jene, die folgende Nicht-Erfahrung teilt: „Kenne es nicht, selber zu kochen, denn wurde schon immer (…) bedient“. Nicht nur angesichts Tausender aus dem Boden schießender Ess- und Lebensmittellieferdienste so schön zeitgeistig! Der luftige Sound des Albums, der aus der geschickten Verschmelzung von melodischen Trapbeats, schwebenden Synths und den filigranen Kopfstimmen der Rapper entsteht, weht ebenfalls wie die Fahne im Wind.

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