Zeltinger – Der Chef
Will Zeltinger „der Chef in die deutschen Debilo-Charts vorstoßen, wo‘ sich sinnentleerte Mitgröhllieder wie „Polonäse Blankenese“ oder „Aloha He“ tummeln? Die ausgekoppelte Single „Kölsche junge“ gibt zu denken. Zeltinger hat den Kölner Gassenhauer – bekannt aus Stadion und Karnevalskneipen – vertont, und glänzt damit nicht gerade durch besondere Originalität. Dafür werden aber sicher die Verkaufszahlen zufriedenstellend sein.
Der Rest der LP sieht schon anders aus. Obwohl auch DER CHEF wie schon SCHLEIMIG an die Debüt-LP nicht heran kommt. Typisch zynisch Zeltinger ist das „Studentenlied“, das im Mink-De-Ville-Sound mit Akkordeon daherkkommt: Ich bin der kurze Student, hann noch nie mit ’ner schönen Aal (Alte/Frau) jepennt… intellektuell das ist ganz schön, meistens braucht man auch nie früh aufzustehn…“ Schön bissig ist auch „Blutsauger“, wo die momentan hippen Depro-Weltuntergang-Paranoia-Songs auf die Schippe genommen werden. Von düster schauriger Musik untermalt, läßt Zeltinger seinem Verfolgungswahn und seinen Depressionen freien Lauf – die sich, wie sich am Ende des Stücks herausstellt, nur darauf stützen, daß ihm der Steuerfahnder auf den Fersen ist. Wer das Lebensgefühl des „Chefs“ bis heute noch nicht kapiert hat, bei dem wird spätestens bei der Pogo-Nummer „Nie Diät“ der Groschen fallen: Ich muß fressen, ich muß puppen (bumsen), ich muß sulle (saufen)“. Ähnlich schnell und hart der Titelsong: anarchistisch und durchsetzt mit wildem Fluchen. Musikalisch am schönsten: die drei Uptempo-Rocker „Sommer, Sonne, Herzinfarkt“, „Lulli, Lulli“ und „Wichsfigur“. Gelungen auch die obligatorische Coverversion, diesmal: „Der lachende Vagabund, Fred-Bertelmann-Oldie.
Alles in allem eine gute – von einem Totalausfall getrübte – chakteristische Zeltinger-LP, bei der das Mögen oder Nicht-Mögen hauptsächlich von der Mentalität des Zuhörers abhängt.
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