Rocknacht: Es wird sich bestimmt nichts ändern


Welches Risiko es gewesen sei, so Rockpalast-Redakteur Peter Rüchel, zwei so grundverschiedene Bands wie die Who und Grateful Dead in der letzten Rocknacht gemeinsam auf die Bühne zu stellen, sei ihm eigentlich erst im Nachhinein aufgegangen. Daß die unorthodoxe Kombination sich bezahlt gemacht habe, davon waren zumindest alle unmittelbar an der Rocknacht Beteiligten überzeugt. Sowohl das WDR-Team, das anschließend von der Professionalität beider Gruppen schwärmte, als auch die miteinander befreundeten Who und Dead, die beim morgendlichen Sektfrühstück nur Superlative auf den trockenen Lippen hatten.

Dabei hatten sich Townshend & Co. sieben Jahre lang aus grundsätzlichen Gründen gegen einen Auftritt im Fernsehen gesträubt. Erst nachdem die BBC die Ausstrahlung der Rocknächte übernommen hatte und so auch englischen Musikern die Möglichkeit gab, sich ein Bild davon zu machen, seien die Zweifel zerstreut worden. Konkret, so Rüchel, sei es der Auftritt von Police in der vorletzten Rocknacht gewesen, der Pete Townshend da-, zu bewegte, nun von sich aus an den Rockpalast heranzutreten.

Ob und inwieweit sich die Zufriedenheit der Beteiligten auch auf den Fernsehzuschauer übertrug, hing – wie bei allen Rocknächten – wieder einmal vom Geschmack jedes Einzelen ab. Die Vorliebe von Peter Rüchel und Regisseur Christian Wagner für Rock-Historisches ist inzwischen hinlänglich bekannt und darf auch für die Zukunft als konkreter Faktor angenommen werden. Wer – und das werden nicht wenige sein – unter Rockmusik weniger das Bewahren von Tradition, sondern eher das genaue Gegenteil davon versteht, für den dürften die Rocknächte inzwischen fast schon ein Stein des Anstoßes geworden sein. Die Ehrlichkeit und musikalische Konsequenz der Rockpalast-Macher sollte indes nicht in Frage gestellt werden. Schade nur, daß die „Rockpop“-Mannschaft vom Zweiten Kanal (bislang noch) nicht in der Lage ist, eine auf neuere Musikströmungen ausgerichtete Alternative auf die Beine zu stellen.